Guerre e monete. Basso Medioevo ed epoca moderna, a cura di Luciano Giannoni (Accademia Italiana di Studi Numismatici) Bari 2023, Edizioni d’Andrea, 346 S., Abb., ISBN 978-88-98330-75-1, EUR 60. – Es handelt sich um den zweiten von drei chronologisch geordneten Bänden zum Thema Krieg und Münzen; dieser umfasst Studien zu MA und Neuzeit. Wie Michele Chimienti in seinem Vorwort erklärt, erhebt die Reihe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern verfolgt das Ziel, „di … esaminare alcune delle numerose prospettive per mezzo delle quali è possibile conoscere il significato e la funzione della moneta nei suoi rapporti con le attività belliche“ (S. 6). Von den zwölf Beiträgen befasst sich etwa die Hälfte mit der frühen Neuzeit (vorwiegend dem 16. und 17. Jh.), und einer behandelt Medaillen; die übrigen Texte gehen das Thema auf verschiedene Weise an, sind aber in den meisten Fällen in einen weiten chronologischen Rahmen eingefügt, der vom 13. bis zum 16. oder gar zum 18. Jh. reicht. Einige Vf. beschäftigen sich allerdings mit einzelnen Personen oder Einzelthemen in einem enger gefassten Zeitraum, in der Regel dem Spät-MA. Eine Reihe von Beiträgen ist ikonographischen Themen gewidmet, etwa Mario Limido (S. 9–18) über Mailänder Münzen des 15. bis beginnenden 17. Jh., auf denen der heilige Ambrosius als Kämpfer dargestellt ist. Andrea Cavicchi (S. 137–158) befasst sich mit der Ikonographie von Bomben und Granaten auf Münzen der Familien Montefeltro und Della Rovere im 15. und der ersten Hälfte des 16. Jh. Vincenzo Castelli / Stefano Giannoni (S. 159–175) stellen seltene Münzen vor, die mit dem Sieg Sienas über die päpstlichen und florentinischen Truppen im Jahr 1526 in Zusammenhang stehen. Auch in weiteren Beiträgen werden ikonographische Themen behandelt, allerdings hauptsächlich oder ausschließlich in der Medaillistik der Neuzeit. Andere Aufsätze verknüpfen Krieg und Münzen auf andere Weise: Davide Fabrizi (S. 19–62) behandelt das Thema ausführlich und quellengestützt für das Königreich Neapel, von Prägungen aus Messina und Tunis anlässlich des 9. Kreuzzugs (1270) bis zu den verschiedenen renovationes monetae und den Eröffnungen neuer Münzstätten, die mit dem nahezu ununterbrochenen Kriegszustand und den Problemen der dynastischen Erbfolge in Zusammenhang stehen, die die Geschichte des Königreichs im 14. und 15. Jh. charakterisieren. F. verfolgt die Münzgeschichte weiter bis zu Franz II. von Bourbon. Alessio Montagano (S. 63–85) reflektiert zur Rolle der Münzen in den Konflikten der Toskana im 13.–16. Jh. Nach einem kurzen Überblick zu Belagerungsmünzen handelt er etwas ausführlicher über die Ausgaben der gegnerischen Städte Siena und Florenz zur Bezahlung von Söldnern, wie sie durch Archivmaterial des 13. und 14. Jh. belegt sind. Dann geht es um die sogenannten „coniazioni per dispetto“, die auf dem Schlachtfeld, oft vor den Toren der besiegten Stadt, geprägt wurden, wie Schriftquellen und Münzen aus der Toskana von der zweiten Hälfte des 13. bis zum ausgehenden 14. Jh. dokumentieren, ein Phänomen, auf das schon Philip Grierson 1979 hingewiesen hat. Notmünzen, etwa aus Leder, standen auch im Zentrum der Schriften des verstorbenen Mario Traina, aus denen ein Auszug hier durch Michele Chimienti / Guglielmo Cassanelli (S. 87–126) wiederabgedruckt wird. Es handelt sich um ein Exzerpt aus dem heute vergriffenen Band Gli assedi e le loro monete (1975). Lorenzo Bellesia (S. 127–136) konzentriert sich auf Francesco Sforza als Kriegsherrn, insbesondere auf einige vermutliche „Fälschungen von Staats wegen“, das heißt Münzen, die reguläre Münzen aus Genua, Mailand oder Venedig imitierten, wie sie durch Francesco und seinen Bruder Alessandro in den Münzen von Fermo und Pesaro geprägt wurden. Diese Fälschungen erweisen sich einerseits als Mittel zur Finanzierung des Kriegs, andererseits als Werkzeug in einem wirtschaftlichen Ringen im weiteren Sinn. Zuletzt fällt Cristina Crisafulli (S. 287–308) das Thema des Umlaufs von Goldmünzen zu, behandelt anhand von Schatzfunden. C. schildert den „Währungskrieg“, in dem vom letzten Jahrzehnt des 15. bis zur Mitte des 16. Jh. der neue Scudo del sole französischer Herkunft die traditionellen italienischen Goldwährungen verdrängte, den Florentiner Florin und den venezianischen Dukaten. Dann beschreibt sie 23 Schätze, die ganz oder teilweise aus Goldmünzen bestehen und zwischen dem Ende des 15. und der Mitte des 16. Jh. in verschiedenen Gegenden Italiens versteckt wurden. Ihre geographische Verteilung, ihr Umfang und die verschiedenen Münzen zeugen von einer Zeit wiederkehrender Konflikte und zahlreicher Kriege, von denen die Apenninhalbinsel heimgesucht wurde. Münzen bilden also nicht nur den Krieg ab, sondern dienen auch dazu, Konflikte zu finanzieren, ihnen standzuhalten oder sie zu vermeiden. Ihre Prägung kann ein Akt der Kriegsführung sein, manchmal der psychologischen – in diesem Sinn wurden sie während Belagerungen eingesetzt. In einigen Fällen wird ein Münzfund zum direkten Zeugen kriegerischer Ereignisse. Das vielstimmige Werk bietet zahlreiche Einsichten und Anregungen zum Weiterdenken und -forschen. Erwähnt sei noch, dass der Band mit einem Nachruf auf Elio Biaggi beginnt (Luciano Giannoni, S. 7f.), einen der profiliertesten Fachleute für die Numismatik des MA und der Neuzeit in Italien.
Monica Baldassarri (übers. V. L.)