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Mattias Karlsson (red.), Sigill i Norden: bidrag från en nordisk konferens om sigill, Riksarkivet i Stockholm, 28–29 oktober 2021 [Seals in the Nordics: Proceedings from a Nordic conference on seals, The National Archives, Stockholm, 28–29 October 2021 (Skrivter utgivna av Riksarkivet 45) Stockholm 2023, Verlag des Schwedischen Reichsarchivs, 283 S., Abb., ISBN 978-91-87491-39-9. – Der Tagungsbericht bringt nach einer Einleitung von K. vom Museum Kulturen in Lund (S. 13–22) insgesamt 17 Beiträge in Schwedisch, Norwegisch und Englisch, die einschließlich der Einführung in zehn thematische Blöcke gegliedert sind. Kurze englische Zusammenfassungen erleichtern die Orientierung. Die ersten vier Beiträge widmen sich den Siegeln in Archiven und musealen Sammlungen (Teil II). Carl Michael Raab (S. 25–32) stellt den für Schweden wichtigen Sammler Graf Erik Posse (1813–1868) vor. Pia Bengtsson Melin (S. 34–42) stellt Siegelringe der Sammlung der Historischen Nationalmuseen Schwedens vor, darunter prachtvolle Stücke wie der mutmaßliche Goldring von König Knut Eriksson (reg. 1167–1196) und derjenige von Ebba Eriksdotter († 1549) aus der Familie Wasa. Helene Rosengreen (S. 43–50) behandelt die Sammlung des Schwedischen Historischen Museums, zu der etwa 350 ma. Siegelstempel gehören, die zumeist archäologische Funde darstellen. Visa Immonen (S. 51–60) gibt eine Übersicht zu neuen archäologischen Funden aus Finnland, die vor allem durch Metalldetektoreinsatz zutage kamen und das Gesamtbild bereichern. Elise Clive Arne (S. 63–74) geht linguistischen Aspekten ma. Siegel in Norwegen im Hinblick auf Schrift und Sprachgebrauch nach (Teil III). Ein Detail zur Siegelpraxis (Teil IV) stellen textile Schutzhüllen dar, die im Spät-MA angehängte Wachssiegel an Urkunden schützten und eher selten erhalten blieben, wie Maria Neijman / Amica Sundström (S. 77–88) mit textilkundlicher Expertise herausstellen. Weitere Beiträge widmen sich Stadt- und Bezirkssiegeln (Teil V). Peter Carelli (S. 91–106) nimmt die ma. Stadtsiegel in Skandinavien in den Blick, die auf etwa 300 Stück geschätzt werden. Er kartiert für die Stadtsiegel acht Perioden auf Jahrhunderthälften von 1200–1600 (Fig. 5–7). Mette Svart Kristiansen (S. 107–120) studiert die dänischen Distriktsiegel, die im 16. Jh. aufkamen. Henrik Asklund (S. 121–156) behandelt die Distriktsiegel in Västergötland. Martin Sunnqvist (S. 157–168) geht den Bezirkssiegeln in der historischen Provinz Schonen und deren Rechtsmotiven nach. Georg Haggrén (S. 171–182) fokussiert im sechsten Teil die archäologisch relevanten Bleiplomben, die von Burgen in Schweden und Finnland stammen. Die kleinen Bleisiegel authentifizierten vom 13. bis ins 17. Jh. Textilien nach Herkunft und Qualität und sind handelsgeschichtlich wichtig. Die Funde belegen beispielsweise Textileinfuhren aus Augsburg, Göttingen, Hamburg und Stralsund. Der siebte Teilbereich widmet sich den kirchlichen Siegeln. Gudrun Hardardottir (S. 185–200) gibt einen Überblick zur Ikonographie der Siegel aus Norwegen und Island mit den Motiven von Maria, biblischen Darstellungen, St. Olaf und Kirchenbauten, besonders bei den Kapitelsiegeln. Mattias Karlsson (S. 201–218) geht den Pfarrsiegeln der Diözese Lund nach. Der achte Themenblock behandelt die Privatsiegel. Anders Bjønnes (S. 221–230) beschäftigt sich mit dem Fund eines Siegelstempels, der in Sondre Sørum in Norwegen 2016 zutage kam und für Guttorm Eiriksson im frühen 14. Jh. gefertigt wurde. Für den neunten Themenbereich, die Ikonographie, diskutiert Øystein Ekroll (S. 243–256) Siegel, die mit dem heiligen Olaf in Verbindung stehen. Der letzte Beitrag (Teil X) von Henrik Klackenberg (S. 259–272) geht unter dem Gliederungspunkt des ma. Erbes der Entwicklung der 26 Siegel nach, die in der Mitte des 14. Jh. in schwedischen Städten in Gebrauch waren, und stellt ihnen die heutigen Wappen und Logos gegenüber. Der gelungene Band ist interdisziplinär zwischen Historischen Grundwissenschaften, Kunstgeschichte und Archäologie angesiedelt.

Bernd Päffgen