Paweł Kras / Adam Szweda, Procesy husyckie na Kujawach (1424–1500). Studia historyczne i edycja łacińsko-polska [Hussitenprozesse in Kujawien (1424–1500). Historische Studien und lateinisch-polnische Edition] (Folia Jagellonica. Fontes 19) Lublin / Warszawa 2024, Wydawnictwo Księgarnia Akademicka, 231 S., Abb., ISBN 978-83-67609-52-4, PLN 80. – Das Buch enthält Studien und Quellen zur Verbreitung des Hussitismus in der Diözese Leslau (Włocławek) im 15. Jh. Den Anstoß zu diesem Werk gab der seit mehreren Jahren geäußerte Wunsch nach einer Neuedition von Aufzeichnungen aus den kirchlichen Gerichtsbüchern des Bistums Leslau im Bereich der causae fidei, die Anklagen wegen Hussitismus betreffen. In einer kurzen Einleitung beschreiben die Vf. die Verbreitung des Hussitismus in der Erzdiözese Gnesen und die von den kirchlichen Behörden durchgeführten Maßnahmen zur Bekämpfung der Häresie. Daneben stellen sie die kritische Analyse einer an der Wende zum 20. Jh. erschienenen Edition von Aufzeichnungen aus den Gerichtsbüchern von Bolesław, der eine selektive Vorgehensweise mit den Quellen vorgeworfen wird. Der analytische Teil des Buchs besteht aus drei Beiträgen. In der ersten Studie erörtert K. (S. 15–38) den aktuellen Stand der Forschung zur Entwicklung des Hussitismus in Polen. Dabei widmet er den Quellen große Aufmerksamkeit, wobei er die bisherigen Quelleneditionen charakterisiert und die hier veröffentlichten Quellen auf ihren historischen Wert überprüft. Im folgenden Beitrag befasst sich K. (S. 39–63) mit der Organisation der Häresieprozesse und der während der Verhandlungen erstellten Dokumentation am Beispiel des Gerichtsbuchs des Bischofs von Leslau Zbigniew Oleśnicki aus den Jahren 1480/81. S. (S. 65–85) widmet eine Studie dem sozialen Umfeld der der Ketzerei verdächtigten Personen, die aus zwei Schichten stammten, dem Adel und dem Bürgertum. Er weist darauf hin, dass Sympathien für den Hussitismus in Kujawien eine Randerscheinung waren. Der in vier Kapitel gegliederte Quellenteil enthält eine Edition aller Einträge zum Thema Ketzerei in den Leslauer Kirchenbüchern des 15. Jh. Im ersten Kapitel werden Anklagen wegen Hussitismus aus den Jahren 1424–1430 veröffentlicht. Das zweite und dritte Kapitel umfassen die Dokumentation der Inquisitionsprozesse gegen sechs kujawische Utraquisten aus dem Jahr 1480. Im vierten Kapitel werden die Quellen zu einem Prozess von 1499 ediert. Die Quellenedition wird durch einen Anhang ergänzt, der Faksimiles von Seiten aus dem Gerichtsbuch des Bischofs Zbigniew Oleśnicki, eine Karte, eine tabellarische Auflistung aller Prozesse in dem Gerichtsbuch von 1480–1500 und einen Beitrag der frühverstorbenen Posener Mediävistin Izabela Skierska, Registrierung von causae fidei in Posener Kirchengerichten in den 1440er Jahren des 15. Jh. (S. 195–211), enthält. Die nützliche Veröffentlichung, die einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Verbreitung der hussitischen Ideen in Ostmitteleuropa bildet, wird von einer englischen Zusammenfassung, einer Bibliographie und einem Register der Personen- und der geographischen Namen abgeschlossen.
Roman Czaja