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Clémence Revest, Romam veni. Humanisme et papauté à la fin du Grand Schisme (Époques) Ceyzérieu 2021, Champ Vallon, 425 S., ISBN 979-10-267-0963-3, EUR 30. – Die Monographie, die dem Humanismus und den Humanisten an der Kurie von der Wahl Innocenz’ VII. (1404) bis zur Wahl Martins V. (1417) gewidmet ist, entstand aus einer von der Vf. im Jahr 2012 in Co-tutelle in Florenz und Paris (Sorbonne) eingereichten Diss. Sie beabsichtigt zweierlei: zum einen eine chronologische Forschungslücke der Kuriengeschichte zu füllen, da Humanismus am Papsthof bevorzugt für die Zeit nach der Rückkehr Martins V. nach Rom erforscht worden sei; zum anderen einen Beitrag zur Humanismusforschung zu leisten, indem sie systematisch die Bedeutung der kurialen Strukturen für die Verbreitung des frühen Humanismus analysiert. Gegen die Heldengeschichte des humanistischen Aufschwungs, wie sie (meist rückblickend) im 15. Jh. geschrieben wurde, stellt sie die Untersuchung von Aspekten wie Praktiken, Habitus, sozialer Situierung und Vernetzung der Humanisten. Die Abhandlung ist in drei Teile gegliedert; der erste befasst sich mit den „Gründungsmythen“ der Humanisten, ihren Vernetzungsstrategien und der römisch-pisanischen Kurie als „melting pot“; der zweite mit den Konzilien von Pisa und Konstanz als Begegnungszentren der Humanisten und den kurialen Behörden als Anziehungspunkten humanistischer Karrieristen; der dritte mit rhetorischen Modellen (Cicero), die sich die Humanisten in ihrer Selbststilisierung aneigneten und in ihren Schriften im Dienst der Kurie umsetzten. Dies alles wird detailliert ausgebreitet und differenziert eingeordnet. Ein Vorzug der Arbeit besteht in der ungeheuer reichhaltigen Quellenbasis; die Vf. hat in großem Stil Hss. und Archivalien, v. a. des Vatikanischen Archivs, ausgewertet und digitale Angebote wie etwa Monasterium.net herangezogen. Das Verzeichnis gedruckter und ungedruckter Quellen (S. 404–417) bildet daher eine umfassende Dokumentation der Überlieferungslage. Die Fußnoten bringen zahlreiche Hinweise auf die internationale Forschungsliteratur; es ist allerdings misslich, dass kein Literaturverzeichnis beigegeben wurde. Da Kurztitel mit „art. cit.“ und „op. cit.“ verwendet werden, muss sich der Leser nicht selten über Dutzende eng gedruckter Fußnoten zurückhangeln, bis er auf den vollständigen Titel stößt. Dies erschwert auch ein Urteil über die Aktualität der Literaturbasis. Angemerkt sei, dass – abgesehen von Editionen und Findmitteln ‒ deutschsprachige Literatur hauptsächlich im zweiten Großkapitel auftaucht, gelegentlich mit Druckfehlern erscheint und bei den spezifisch humanismusgeschichtlichen Abschnitten weniger benutzt wird; als ein Beispiel sei nur erwähnt, dass die Rezeption des italienischen Humanismus bei Hartmann Schedel (S. 26, 31, 40f., 50) das zentrale Thema der hier nicht zitierten Studie von B. Posselt, Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik (Schriften der MGH 71, 2015) ist. Dies sind aber nur Bemerkungen am Rande, mit denen die großen Verdienste der umsichtig aufgebauten, schwungvoll geschriebenen und äußerst materialreichen Abhandlung nicht geschmälert werden sollen. Besonders hingewiesen sei auf die Anhänge, in denen einige der in der Arbeit verstreuten Informationen mit Belegen gebündelt erscheinen: 1. 39 Reden kurialer Humanisten, 2. 33 päpstliche Schriftstücke in den kurialen Registern, die sich durch hochstehende Stilisierung auszeichnen, 3. 83 Biogramme von kurialen Humanisten und humanismusnahen Kurialen. Zudem ist ein Index von Personennamen vorhanden.

C. M.