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Petr Kozák, Královské dvory Jiřího z Poděbrad, Vladislava II. a Ludvíka Jagellonského. Stav výzkumu [Die königlichen Höfe von Georg von Podiebrady, Ladislaus und Ludwig Jagiello. Stand der Forschung], in: Český časopis historický 122/2 (2024) S. 323–348, weist auf den insgesamt unbefriedigenden Forschungsstand zu den böhmischen Königshöfen des Spät-MA hin, insbesondere zu den Herrschern Georg von Podiebrad (1458–1471), Wladislaus II. (1471–1516) und Ludwig II. (1516–1526). Der Grund dafür liegt in der langjährigen Unterschätzung der Bedeutung des Hofzentrums für die Interpretation der böhmischen „nationalen“ Geschichte. Obwohl sich dieser Zustand in den letzten Jahrzehnten durch neue Forschungen zur Přemyslidenzeit deutlich verbessert hat, fehlt nach wie vor eine umfassende Untersuchung der böhmischen Höfe ab der Mitte des 14. Jh. Insbesondere grundlegende strukturell-personelle Analysen bleiben ein Desiderat. Dies betrifft vor allem den Hof von König Ludwig II. von Ungarn. Auch über die Hofgesellschaft, die König Georg von Podiebrad umgab, sind nur wenige verlässliche Informationen vorhanden. Dank der Arbeiten von Josef Macek und Pavel Trnka bildet der Hof von König Ladislaus II. von Ungarn eine bemerkenswerte Ausnahme, allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem er die Herrschaft in Ungarn übernahm (1490). Die vorhandene strukturell-personelle Analyse des Hofs von Ladislaus II. aus den Jahren 1471–1490 erlaubt Überlegungen zum geographischen Horizont dieses Hofs. Der Vf. skizziert das soziale Profil der Mitglieder der Hofgesellschaft des jagiellonischen Herrschers. Dabei wird die zahlenmäßige Überlegenheit von Vertretern des niederen Adels unter den Inhabern von Hofämtern und den Höflingen ohne formal definierte Funktionen bestätigt. Das begrenzte Wissen über die Struktur und personelle Zusammensetzung des Hofs von Georg von Podiebrad macht hingegen die Grenzen der Interpretation deutlich. Dies führt dazu, dass die Forschung bei der Analyse des Hofs oft auf alte, nicht ausreichend geprüfte oder unreflektierte Annahmen zurückgreift. Eine Veränderung dieser Situation erfordert grundlegende Forschungen, die auf einer konsequenten Quellenheuristik basieren (einschließlich der bislang nicht genutzten Hofrechnungsbücher). Der Forschungsüberblick schließt mit einem Hinweis auf ein prosopographisch-biographisches Projekt ungarischer Historiker, das sich auf den ungarischen Königshof während der Herrschaft von Matthias Corvinus und den jagiellonischen Herrschern konzentriert.

Přemysl Bar