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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,1 (2025) *.

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David Trojan, Tobiáš z Benešova. Biskup – Hospodář – Politik [Tobiáš von Benešov. Bischof – Wirtschafter – Politiker], Praha 2023, Academia, 350 S., ISBN 978-80-200-3443-4, CZK 385. – Die aus der Masterarbeit des Vf. hervorgegangene Studie widmet sich dem Leben und Wirken des bedeutenden Prager Bischofs des späten 13. Jh. Tobias von Benešov (1278–1296). Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Teil befasst sich mit dem Wirken des Bischofs als geistlicher Oberhirt, der zweite mit seiner Wirtschaftspolitik und der dritte mit seiner Verankerung in den politischen Strukturen der Zeit. Die chronologisch aufgebaute Darstellung seines Episkopats beginnt mit einer Schilderung der Situation der Diözese in seinen ersten Jahren während des unruhigen Interregnums. Der Beginn und der Verlauf seines Episkopats werden dargelegt, wobei auch seine Beziehungen zu den weltlichen Behörden, der päpstlichen Kurie sowie den Klöstern beleuchtet werden. So präsentiert das Buch nicht nur das Leben eines einzelnen Bischofs, sondern auch die schrittweise Modernisierung der Bistumsverwaltung durch eine Bürokratisierung bestimmter Verfahren, die sich an seinem Wirken exemplifizieren lässt. T. zeigt, dass damals bereits Institutionen etabliert waren, welche es dem Bischof ermöglichten, die Diözese in spiritualibus und in temporalibus geregelt zu verwalten. Dabei spielten die Institutionalisierung des Bischofsamts sowie die Einrichtung eines Netzwerks von Dekanaten, welches das expandierende Pfarreinetz effektiver unterstützen konnte als die wenigen Archidiakonate, eine wesentliche Rolle. Aus der Amtszeit Tobias’ ist eine größere Zahl von Urkunden in spiritualibus überliefert, bei denen es sich vornehmlich um Konfirmationsurkunden handelt. Letztere lassen sich als Vorläufer der in den 1340er Jahren entstehenden Amtsbücher betrachten, wobei einschränkend zu berücksichtigen ist, dass die betreffenden Urkunden vornehmlich für Pfarreien überliefert sind, die unter dem Patronat des Monarchen oder kirchlicher Institutionen standen. Der Vf. weist auf die umfangreiche Tätigkeit des Bischofs bei der Abgrenzung der Pfarreien hin, der allerdings selbstverständlich auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten reagierte. Des Weiteren widmet sich der Vf. ausführlich der Entwicklung des bischöflichen Amts, wobei er sich insbesondere auf noch unveröffentlichte Ergebnisse von L. Führer stützt.
Der Abschnitt über den Bischof als Grundherrn kann nur mit dem Versuch beginnen, die verfügbaren Informationen über die Besitzungen des Prager Bistums einer kritischen Überarbeitung zu unterziehen. Das bildet den Ausgangspunkt, um die Transformationen des bischöflichen Besitzes während Tobias’ Episkopats nachzuzeichnen. Dabei stellt der Vf. insbesondere eine Tendenz zur Arrondierung fest. Des Weiteren werden die Verwaltung sowie die Beziehungen zu den Untertanen thematisiert. Die Umwandlung der Höfe in Verwaltungseinheiten wird ebenso beleuchtet wie der Aufbau eines Städtenetzes. Letzterer wurde insbesondere in den turbulenten Zeiten nach dem Tod Přemysl Ottokars II. vorangetrieben. Anhand der bischöflichen Güter und Patronate verdeutlicht T. auch die Hindernisse bei der Durchsetzung der Prinzipien des kanonischen Rechts und der bischöflichen Autorität. Das Kapitel über die verschiedenen Arten von Zehnten ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der Grenzen der päpstlichen Macht sowie des Einflusses der Kurie in Böhmen. Der letzte Abschnitt ist dem politischen Einfluss von Tobias gewidmet, wobei auch seine soziale Herkunft aus einem der einflussreichsten Adelsgeschlechter Berücksichtigung findet. Diese dürfte zweifellos dazu beigetragen haben, dass er in der turbulenten Zeit des Interregnums sowie in den 1280er Jahren eine starke politische Position einnahm. Das Buch bietet einen neuen und überzeugenden Einblick in eine Vielzahl von Aspekten der böhmischen Geschichte in der zweiten Hälfte des 13. Jh., insbesondere aus der Perspektive der Kirchengeschichte.

David Kalhous