Martin Wihoda, Kosmas [Cosmas von Prag], Praha 2024, Argo, 208 S., Abb., ISBN 978-80-257-4472-7, CZK 358. – Das übersichtliche Buch ist ein wichtiges Werk, auch wenn es mit sehr bescheidenen Ambitionen verfasst wurde. Das Hauptanliegen des Vf. besteht darin, den Leser mit dem Forschungsstand zum Thema Cosmas und seine Chronik vertraut zu machen. Dazu wird die Forschungsgeschichte von der Zeit der Aufklärung bis zur Gegenwart dargelegt. Der Vf. gliedert das Buch in fünf Kapitel. Im ersten erfolgt eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Tradition, in der der Vf. die für die jeweilige Phase und Thematik wichtigsten Persönlichkeiten vorstellt und auch über zahlreiche ihrer Zeitgenossen berichtet. Dazu zählen František Palacký, Johann Loserth, Berthold Bretholz, Antonín Kolář, Emanuel Janoušek, Dušan Třeštík sowie Lisa Wolverton. Im Anschluss erfolgt eine kurze Darstellung zu Cosmas selbst, wo die Lebensdaten, die familiären Verhältnisse sowie mögliche weitere Werke des Autors behandelt werden. Hier ist anzumerken, dass seine Autorschaft an der Verslegende zum heiligen Adalbert Quattuor immensi iacet von W. mit Skepsis betrachtet wird. Des Weiteren werden diejenigen Werke berücksichtigt, von denen Cosmas möglicherweise inspiriert wurde oder aus denen er Informationen bezog. Abgesehen von der bekannten Rezeption der Chronik des Regino von Prüm (wahrscheinlich in der Regensburger Hs.) sind die von Petr Charvát entdeckten Parallelen zwischen Cosmas’ Werk und dem Schulbuch Fecunda ratis des Egbert von Lüttich von besonderem Interesse. Den Kern des Buchs bildet ein Kapitel, das der Analyse der Chronik selbst gewidmet ist. In komprimierter Form präsentiert der Vf. nach einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts zwei eigene, schon vor längerem vorgebrachte Thesen, die eng miteinander zusammenhängen. Als eines der Hauptmotive für die Entstehung des Werks identifiziert er die Wirren nach dem Tod Vratislaws II. im Jahr 1092. In der Chronik sieht er das Ergebnis von Bemühungen, den Vertrag zwischen den böhmischen Eliten und dem Herzog zu unterdrücken. Dazu wurde die Legitimierung der Přemyslidenherrscher vordergründig mit der Königskrönung verbunden. Cosmas habe ursprünglich nur zwei Bücher verfassen wollen, zu denen erst zu einem späteren Zeitpunkt ein drittes, möglicherweise nicht vollständig fertiggestelltes Buch hinzugekommen sei, das die Ereignisse seiner eigenen Zeit beschreibt. In den folgenden Kapiteln wird der Fokus auf andere böhmische historiographische Texte gelegt, die im 12. Jh. entstanden sind. Dazu zählen die Werke von Vincentius und Gerlach, die zwar auf der Chronik des Cosmas aufbauen, sich aber auch von ihr unterscheiden. Im Schlussteil wird eine kurze Zusammenfassung geboten und zudem eine Einführung in die relevanten Hss. der Chronik auf der Grundlage von Bretholz’ Vorstudien gegeben. Der Vf. stellt zu Recht fest, dass die Hs. im Archiv der Stadt Brno/Brünn (AMB, Mitrovského sbírka, Sign. A 101) zwar gekürzt ist, dies jedoch nur in sehr geringem Maß. Der schmale Band bietet eine nützliche Zusammenfassung unseres Wissens über Cosmas und seine Chronik. Es bleibt zu hoffen, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse Anregungen für weitere Forschungen liefern werden.
David Kalhous