Helena Hasilová (Hg.), Žofie Bavorská. Rodinná korespondence z let 1422–1427 [Sophie von Bayern. Familienkorrespondenz 1422–1427], Praha 2024, Univerzita Karlova, nakladatelství Karolinum, 308 S., Abb., ISBN 978-80-246-5268-9. CZK 420. – Die Edition enthält die vollständigen Texte von 21 deutschsprachigen Briefen, die die böhmische Königin Sophie von Wittelsbach, Witwe Wenzels IV., an ihre wittelsbachischen Verwandten, insbesondere an ihre Brüder Ernst und Wilhelm, Herzöge von Bayern, gesandt hat. Die Briefe stammen aus der Zeit, als sich die verwitwete Königin vorwiegend in Bratislava/Preßburg unter dem Schutz König Sigismunds von Luxemburg aufhielt. Sie sind entweder als Originalbriefe oder als zeitgenössische Abschriften in einem Faszikel im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München, Abteilung Geheimes Hausarchiv, im Bestand Korrespondenzakten unter der Nr. 543 überliefert. Die Edition enthält jedoch keine Beschreibung der Überlieferung. Diese Briefe wurden bereits zweimal in Form von Regesten veröffentlicht. Da die vorliegende Edition nur eine Auswahl von Sophies Briefen bietet und deren Bearbeitung zahlreiche Fehler aufweist, müssen diese bisherigen Veröffentlichungen weiterhin herangezogen werden: B. Kopičková, Mnichovský fascikl č. 543. Korespondence královny Žofie z období březen 1422 – prosinec 1427. Dodatky ke studii F. M. Bartoše, in: Mediaevalia Historica Bohemica 8 (2001) S. 124–137; D. Dvořáková, in: Studia mediaevalia Bohemica 2/1 (2010) S. 101–112 (vgl. DA 67, 858–860). Die einleitenden beiden Studien über Königin Sophie und ihre Beziehung zu König Sigismund (S. 14–62) enthalten Klischees, die in dem zitierten Aufsatz von Dvořáková kritisch hinterfragt wurden. Dvořákovás Ergebnisse wurden jedoch nicht berücksichtigt. Die Edition der Briefe Sophies (S. 64–134) umfasst jeweils eine Transkription, die auch die Zeilenanordnung der Vorlage respektiert, eine tschechische Übersetzung und eine Übertragung ins Neuhochdeutsche. Im Anschluss an die Edition folgen eine sprachliche (S. 136–261) und eine inhaltliche (S. 262–282) Analyse der Briefe. Die Vf. ist Germanistin, und so ist die detaillierte sprachliche Analyse primär für Philologen bestimmt. Daher wurde eine Transkriptionsmethode gewählt, die die ursprüngliche graphische Gestalt der Vorlage weitgehend bewahrt (z. B. Großschreibung, Verdopplung von Konsonanten, Schreibung von Diphthongen, Konsonanten und Vokalen, Worttrennung, Interpunktion usw.). Abkürzungen sollten in eckigen Klammern aufgelöst werden. Leider hat der Vergleich einiger Briefe mit der Originalvorlage gezeigt, dass die Edition nahezu in allen paläographischen Aspekten Fehler aufweist. Abkürzungen werden häufig nicht oder falsch aufgelöst. Ebenso wird die graphische Gestalt von Majuskeln und Minuskeln nicht konsequent beibehalten. Verwechslungen kommen vor, wie z. B. im Fall der Majuskel „J“ im Wort „Jo“, das immer wieder als „S“ wiedergegeben wird (S. 78). Die Worttrennung entspricht nicht der Vorlage; manchmal fehlen ganze Wörter, oder es erscheinen Wörter in der Edition, die in der Vorlage nicht vorkommen. Einige Fehler sind so schwerwiegend, dass sie den Sinn des Textes verfälschen. Die merkwürdige chronologische Angabe frawentag vor den Ostern (S. 75) wird in der Edition als „Tag der Himmelfahrt der Jungfrau Maria 14 Tage vor Ostern“ (S. 76) wiedergegeben. In Wirklichkeit steht in der Vorlage lediglich fierczen tag vor den Ostern (BayHStA, GHA Korrespondenzakten Nr. 543, fol. 48r). Ein Satz, in dem Sophie ankündigt, ihre Brüder baldestmöglich über etwas zu informieren (ibidem, fol. 62r: das wellen wir euch von stadan [stundan?] wissen lassen), wird in der Edition wie folgt wiedergegeben: das wellen wir euch von Studan wissen lassen (S. 93). Dies führte in der Übertragung ins heutige Deutsch zur Schaffung eines vermeintlichen Boten namens „Studana“: „wollen wir euch über (mit Hilfe von) Studana wissen lassen“ (S. 96). Solche paläographischen Fehler, die zu falschen Schlussfolgerungen führen, kommen zahlreich vor. Dadurch wird der deklarierte Anspruch, die Edition solle Archivaren, Historikern und Philologen dienen, nahezu vollständig entwertet. Dies gilt auch für die sprachliche Analyse, deren Nutzen dadurch erheblich eingeschränkt wird.
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