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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,1 (2025) *.

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François-Régis Ducros, Regards sur le clerc dans la société médiévale occidentale, in: Revue de droit canonique 70,1–2 (2020) S. 45–66, vollzieht – anlässlich eines interdisziplinären Straßburger Kolloquiums zur „tentation du cléricalisme“ von 2019 und also vor dem Hintergrund von Reflexionen auf die aktuelle Lage der katholischen Kirche – anhand einschlägiger Quellen den Prozess nach, in dem das paulinisch-patristische Modell einer kommunitär verstandenen ecclesia („Église-société“, S. 47) im 11./12. Jh. durch die Amtskirche („Église-autorité“, ebd.) gregorianischer Prägung abgelöst worden sei. Die Dichotomien, die D. anhand der divergierenden, jeweils in Abgrenzung von anderen Gesellschaftsgruppen vorgenommenen Konzeptualisierungen des (Welt-)Klerus herausarbeitet – organische vs. funktionale Rollenzuweisung; Vorbildfunktion im Horizont gesellschaftsübergreifend gelebter Spiritualität vs. Absorption des Heiligen mit einhergehendem Leitungs- und Gehorsamsanspruch –, fügen sich zu seiner Einschätzung, dass von einer „clericalisation“ (S. 60) der Kirche erst ab dem Paradigmenwechsel der gregorianischen Reformen die Rede sein kann.

A. Ö.