Robert E. Lerner, Sign Theory: Some Scholastic Encounters with ‘The Fifteen Signs before the Day of Judgement’, in: The Journal of Ecclesiastical History 73,4 (2022) S. 720–736, examiniert die Rezeption einer vorgeblich auf Hieronymus zurückgehenden, in drei Grundfassungen greifbaren und bis ins späte MA weit und vielsprachig verbreiteten Liste 15 apokalyptischer Vorzeichen in bewusster Beschränkung auf die lateinische Überlieferung und die Jahre 1250–1320. In diesen ‘hochscholastischen’ Zeitraum fielen bemerkenswerte (und mit ihm endende) Versuche, die Liste über ihre bloße Reproduktion hinaus kritisch zu durchdringen, wobei das Spektrum von Systematisierung und Harmonisierung der Vorzeichen bzw. Textfassungen über die Ergänzung gelehrter Bemerkungen, von Referenzangaben passender Bibel- und Kirchenväterstellen oder neuer Vorzeichenlisten bis hin zur Infragestellung von Authentizität und Verlässlichkeit der Tradition selbst reicht. Eine dieser Auseinandersetzungen – eine 1320/22 gehaltene Vorlesung des in Toulouse lehrenden Franziskaners Guiral Ot – druckt L. in ihrer vollständigsten Form aus Paris, Bibl. nationale, lat. 8023, im Anhang ab.
A. Ö.