Benjamin Savill, Remembering St Brictius: Conspiracy, Violence and Liturgical Time in the Danish Massacre of 1002, in: The Journal of Ecclesiastical History 73,3 (2022) S. 480–504, präsentiert die von weiterführenden Reflexionen flankierte Hypothese, dass das von König Æthelred ‘dem Unberatenen’ angeordnete Massaker an der dänischen Bevölkerung seines Reichs wohlkalkuliert – und aus anderen als den bislang vorgeschlagenen Gründen – am Tag des heiligen Brictius (13. Nov.) verübt wurde. Der alles andere als topische Werdegang dieses Bischofs von Tours, wie ihn seine auch in England kursierende (aus den Historiae seines Nachfolgers Gregor exzerpierte, aber anonymisierte) Vita zeichne, biete frappierende Parallelen mit der komplizierten politischen Karriere Æthelreds; wenn sich der eigenwillige Heilige dem reformaffinen königlichen Umfeld allgemein als Modell „of penitential leadership“ (S. 492) nahegelegt habe, könne im Jahr 1002 die Plazierung des Massakers in einem „liturgical framework of time“ (M. Fassler, zit. S. 494) näherhin die Chance versprochen haben, das rechtfertigungsbedürftige Gewalthandeln durch die Evokation eines beide ‘Biographien’ verbindenden Elements – einer Touroner bzw. dänischen Verschwörung – zu legitimieren.
A. Ö.