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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,1 (2025) *.

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Carmina Ratisponensia. Una raccolta di scambi poetici fra un maestro e le sue allieve agli albori del XII secolo. Edizione critica, traduzione e commento a cura di Martina Pavoni (Per verba 38) Firenze 2022, Edizioni del Galluzzo per la Fondazione Ezio Franceschini, LXXX u. 168 S., 3 Abb., ISBN 978-88-9290-190-2, EUR 42. – Die Gedichtsammlung, die in der Hs. Clm 17142 überliefert ist, ist bei weitem keine Unbekannte. Zuletzt hat Anke Paravicini 1979 eine Edition vorgelegt (vgl. DA 36, 251); von Interesse für die Forschung waren diese Liebesgedichte zwischen einem Lehrer und einer Gruppe von Schülerinnen wohl eines der Regensburger Frauenstifte, die zum Teil recht selbstbewusst auftreten, immer wieder. Da die Sammlung nur in dieser einen Hs. erhalten ist, stellt sich die Frage nach dem Mehrwert einer Neuedition, abgesehen von der verdienstvollen und peniblen Übersetzung ins Italienische. P. kann zum einen größere Vollständigkeit für sich beanspruchen: Hatte Paravicini allein die Liebesbriefe abgedruckt, während sie die übrigen Texte der Hs. schon in ihrer Diss. von 1970 veröffentlicht hatte (vgl. DA 26, 597), so findet man jetzt beide Corpora (allerdings nur diejenigen in Versform) in einem Band, verteilt auf die eigentlichen Carmina Ratisponensia und einen Anhang, der auch diejenigen Verse bietet, für die anderweitige Parallelüberlieferung bekannt ist. Zum anderen arbeitet P. die Forschung der letzten vier Jahrzehnte ein, die zwar für die Textgestaltung keine große Bedeutung hat – P. selbst steuert immerhin einige neue Konjekturen bei –, für das Verständnis der Texte, das P. mit einem ausführlichen Kommentar weiter befördert, dafür umso mehr. Die Frage, ob es sich um einen realen Austausch zwischen mehreren Personen handelt, oder ob ein einziger Autor für sämtliche Gedichte anzunehmen ist, beantwortet P. anhand von statistischen Untersuchungen der Wortwahl und Metrik zugunsten der ersten Hypothese.

V. L.