Schlüsseljahr 1122. Herzog Heinrich III. von Kärnten und das Ende der „Eppensteiner“. Beiträge zum Symposion „1122–2022. 900 Jahre Erlöschen der ‘Eppensteiner’“ im Benediktinerstift St. Lambrecht, 3. Dezember 2022, hg. von Gernot Peter Obersteiner / Wilhelm Wadl (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 116 / Zs. des Historischen Vereines für Steiermark, Sonderbd. 28) Graz / Klagenfurt 2024, Geschichtsverein für Kärnten / Historischer Verein für Steiermark, 237 S., Abb., ISBN 978-3-85454-173-8, EUR 24. – Das für die Tagung, deren Beiträge hier publiziert sind, titelgebende Datum ist das Todesjahr des genannten Herzogs, auf dessen Vater die Initiative zur Gründung St. Lambrechts zurückgeht (vgl. D H IV. 451) und dessen Erbe die Machtbasis der verwandten steirischen Markgrafen maßgebend erweiterte. Benedikt Plank (S. 9–16) sieht die Schaffung einer dynastischen Grablege als Gründungsmotiv und schlägt das Nonnenkloster Greith als Ersatz für einen Frauenkonvent in St. Lambrecht vor. Reinhard Härtel (S. 17–42) geht den geringen Spuren Heinrichs in Urkunden und der nordalpinen Historiographie und Memorialüberlieferung nach und diskutiert seine Nennungen in dem ebenfalls von seinem Vater gestifteten Kloster Rosazzo und in Aquileia, wo auch ein umgearbeiteter römischer Grabstein seinen Namen und seinen Verzicht auf die Vogtei inschriftlich festhält. Thomas Hönigmann / Astrid Steinegger (S. 43–84) beschreiben die einmal verlegte und wiederholt geöffnete Stiftergruft in der St. Lambrechter Klosterkirche, die großteils neuzeitlichen Särge und die Graffiti von 1635 bis 1938, während Silvia Renhart (S. 85–110) die anthropologischen Befunde beisteuert. Astrid Steinegger (S. 111–182) gibt einen breiten Überblick über kirchliche Bauten und Burgen in Kärnten und der Steiermark mit archäologischen Befunden, was Wilhelm Deuer (S. 183–210) mit einer kunsthistorischen Einordnung des Baubooms an Kloster- und Pfarrkirchen im 12. Jh. ergänzt. Wilhelm Wadl (S. 211–216) charakterisiert 1122 zusammenfassend als „Wendejahr“, in dem die Kärntner Herzogswürde für mehrere Generationen an die rheinländischen Spanheimer überging. Georg Scheibelreiter (S. 217–236) stellt Überlegungen zur Herkunft und Durchsetzung des österreichischen Bindenschilds an, die hier wohl Platz finden, weil ihn eine rasch abgetane These auf die Eppensteiner zurückführen wollte.
Herwig Weigl