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Luigi il Grande Rex Hungariae. Guerre, arti e mobilità tra Padova, Buda e l’Europa al tempo dei Carraresi, a cura di Giovanna Baldissin Molli / Franco Benucci / Maria Teresa Dolso / Ágnes Máté (Bibliotheca Academiae Hungariae – Roma, Studia 8) Roma 2022, Viella, XXXII u. 566 S., Abb., ISBN 979-12-5469-204-2, EUR 60. – In dem Sammelband werden die Beiträge einer im September 2021 in Padua veranstalteten internationalen Tagung abgedruckt, die Beziehungen König Ludwigs I. von Anjou (1342–1382) zu Padua zum Thema hatte. Die Tagung war eine der Aktivitäten eines von der Paduaner Universität getragenen Forschungsprojekts, in dessen Mittelpunkt die Personen des ungarischen Königs und der Herren von Carrara, insbesondere Francescos I. von Carrara, standen. Der Band besteht aus zwei großen Teilen und enthält insgesamt 23 Beiträge. Im ersten Teil findet man Aufsätze zu Geschichte, Philologie und Literatur (14 Beiträge), im zweiten finden sich Schriften zur Heraldik und Kunst (9 Beiträge). Der erste Teil ist den Beziehungen zwischen den beiden Protagonisten, dem ungarischen König und Francesco da Carrara, gewidmet. Das bedeutet eine vollkommen neue Perspektive auf die ungarisch-italienischen Beziehungen. Bislang lagen nämlich die politischen Beziehungen der Herren von Carrara zur ungarischen Dynastie im Schatten der großpolitischen Anliegen des Hauses Anjou. Wie aus den Beiträgen hervorgeht, werden die regen politischen Beziehungen zwischen Ungarn und Carrara durch zahlreiche heraldische Indizien belegt, indem die Wappen und andere heraldische Andenken der Anjou in mehreren italienischen Zentren der Herren von Carrara nachgewiesen werden können. Im zweiten Teil sind Beiträge untergebracht, die die kulturellen Beziehungen zwischen dem ungarischen Königshof und Padua in ein neues Licht stellen. Die historischen Beziehungen der ungarischen Angevinen zu Italien waren schon immer bekannt. Italien stellte neben den west- und ostbalkanischen und den ostmitteleuropäischen Regionen den wichtigsten Bezugspunkt für die ungarische Dynastie dar. Bereits Karl I., der Vater Ludwigs von Anjou (1310–1342), fing an, seine Italienpolitik systematisch auszubauen, und versuchte die Thronansprüche der Dynastie in Neapel und Sizilien zu sichern, wozu auch mehrere Italienreisen seiner Frau Elisabeth von Polen beitrugen. Sein Sohn Ludwig setzte diese Politik fort, indem er in zwei Feldzügen Neapel und Sizilien besetzte und sich 1350 zum König von Sizilien erheben ließ. Wenig Aufmerksamkeit wurde dagegen bislang Padua und den Herren von Carrara gewidmet. Die Beiträge des Sammelbandes belegen, dass die italienischen Interessen der ungarischen Angevinen viel intensiver und komplizierter waren, als man bisher dachte, und sich auch auf andere Regionen der Apenninischen Halbinsel erstreckten. Ludwig I. von Anjou führte nicht nur Feldzüge nach Neapel und Sizilien, sondern befand sich ständig im Konflikt mit Venedig wegen der dalmatinischen Interessen seiner Dynastie, weshalb er ein umfangreiches Bündnissystem in Italien ausbaute, in dessen Mittelpunkt eben die Herren von Carrara eine entscheidende Rolle spielten. Daher füllt der Band nicht nur eine Lücke, sondern er bietet in vielerlei Hinsicht vollkommen neue Erkenntnisse zur Geschichte der Dynastie Anjou und im allgemeinen zu den italienisch-ungarischen Beziehungen im MA.

Daniel Bagi