Das Erzbistum Mainz 2: Die Mainzer Erzbischöfe von 1396 bis 1484. Im Auftrage der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen bearb. von Wolfgang Voss (Germania Sacra. Dritte Folge 21) Berlin / Boston 2023, De Gruyter, X u. 277 S., Taf., ISBN 978-3-11-108647-7, EUR 109,95. – Der erste in der Mainzer Erzbischofsreihe der Germania Sacra erschienene Band behandelt in chronologischer Reihenfolge die acht Erzbischöfe, die zwischen 1396 und 1484 die Sancta Sedes Moguntina innehatten. Zu den zentralen Themen, mit denen sie sich während dieser knapp 100 Jahre auseinanderzusetzen hatten, zählten das Abendländische Schisma, die Reformkonzilien sowie das Verhältnis zur Kurpfalz und der Landgrafschaft Hessen. Für die Geschichte des Erzbistums besitzt der Zeitraum noch einmal eine besondere Bedeutung: Denn das Schisma zwischen Diether von Isenburg und Adolf II. von Nassau 1461 und die daraus resultierende, blutig ausgetragene „Stiftsfehde“ stürzten das Erzstift in eine schwere Krise, von deren Folgen es sich erst unter Berthold von Henneberg erholen sollte (dessen Episkopat aber dem anschließenden Band vorbehalten ist). Die Lebensbeschreibungen folgen jeweils dem gleichen Schema: Behandelt werden zunächst Herkunft und Wahl (bei dem 1463 abgefundenen und 1475 wiedergewählten Diether von Isenburg auch die Zeit zwischen seinen beiden Pontifikaten), darauf folgen Abschnitte über die Beziehungen zu den benachbarten Landesherren, zum Reichsoberhaupt und zum Papst sowie zum Domkapitel, bevor dann weitere Kapitel dem Erzbischof als Landesherrn, als Ordinarius seiner Diözese und als Metropolit gewidmet sind. Kurze Schilderungen von Tod, Porträt und Nachleben sowie Beschreibungen von Wappen, Siegeln und Münzen beschließen die einzelnen Viten. Hervorzuheben ist, dass jeweils in einem Unterkapitel zum Erzbischof als Landesherrn das Verhältnis gegenüber den Juden thematisiert wird. An ungedrucktem Quellenmaterial wurden vom Vf. vor allem die im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrten Abschriften der von den Erzbischöfen ausgestellten Urkunden, die sogenannten Mainzer Ingrossaturbücher, ausgewertet, was in den Abschnitten zur Territorialpolitik zu einer teilweise regestenartigen, nicht immer leserfreundlichen Darstellung geführt hat. Auch wenn die Einleitung (S. 43f.) viel zu knapp ausgefallen ist und man eine Entwicklungen aufzeigende Gesamtschau vermisst, bietet der Band einen hervorragenden Überblick über das Handeln der acht Erzbischöfe als Landesherren und geistliche Oberhirten. Im Anhang finden sich noch eine nützliche Liste der Mainzer Weihbischöfe des behandelten Zeitraums sowie ein Abbildungsteil mit Fotos der Wappen der Erzbischöfe an Gebäuden und auf Münzen.
Wolfgang Dobras