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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,1 (2025) *.

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Die Billunger. Die sächsische Herzogsfamilie im Blick aktueller Forschung, hg. v. Carolin Triebler / Florian Hartmann / Rainer-Maria Weiss (Veröffentlichung des Archäologischen Museums Hamburg und Stadtmuseums Harburg 118) Hamburg 2023, Archäologisches Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg, 512 S., Abb., ISBN 978-3-931429-43-0, EUR 19,80. – Der Band fasst die Ergebnisse einer im Jahr 2021 in Ratzeburg abgehaltenen Tagung zusammen. Wurde und wird der Forschungsstand zur Dynastie der Billunger immer noch von drei Dissertationen der 1950er Jahre geprägt (Ruth Bork, Die Billunger, 1951; Hans-Joachim Freytag, Die Herrschaft der Billunger, 1951, vgl. DA 10, 250; Ingrid Pellens, Die Slavenpolitik der Billunger, 1950), während monographische Arbeiten zur Dynastie oder einzelnen Vertretern nicht vorliegen, hat es sich der Band zum Ziel gesetzt, nicht nur einzelne Aspekte der billungischen Geschichte einer erneuten Betrachtung zu unterziehen, sondern auch neuere Forschungen und Forschungsrichtungen zu berücksichtigen, namentlich zu Transkulturalität und Kulturkontakten, Adel und Dynastiebildung sowie dem Wechselspiel zwischen Königtum und Adel (Florian Hartmann / Carolin Triebler, S. 10–31). Neben einer Einführung enthält er 13 Beiträge und schließt mit einem Personen- und Ortsregister. Unterteilt in die drei Abschnitte „Dynastie und Herzogtum der Billunger“, „Agieren in geistlichen und weltlichen Sphären“ und „Agieren in Kontaktzonen am Rande des Reiches“ weist er eine Reihe von erhellenden und weiterführenden Beiträgen auf. Unter anderem fasst Matthias Becher (S. 34–70) stringent seine Überlegungen zur Herzogwerdung Hermanns im Jahr 953 zusammen, während Gerhard Lubich (S. 72–116) in einem wichtigen Beitrag auf die bis heute vielfach zwar weitgehend akzeptierten (etwa auch in anderen Beiträgen dieses Bandes), aber keineswegs gesicherten genealogischen Verbindungen der Billunger hinweist. Darüber hinaus wird relativierend der älteren Forschungsmeinung begegnet, die Billunger hätten nach dem Tod Herzog Bernhards II. (1011–1059) an Bedeutung eingebüßt (Florian Hartmann, S. 180–207; Jürgen Dendorfer, S. 354–377; Carolin Triebler, S. 398–422). Ein weiterer Fokus gilt der Vernetzung der billungischen Familie in Sachsen sowie ihren über Sachsen und die Grenzen des Reichs hinausgreifenden Verbindungen (Nathalie Kruppa, S. 210–264; Tobias P. Jansen, S. 266–309; Robert Gramsch-Stehfest, S. 310–352; Günther Bock, S. 474–499). Ergänzend finden sich Studien zur Verortung der Billunger in der zeitgenössischen Historiographie (Hans-Werner Goetz, S. 118–178; Gerd Althoff, S. 378–395) und zur Forschungsgeschichte der Billunger in Nordelbien (Oliver Auge, S. 454–472). Schließlich weist Rainer-Maria Weiss (S. 424–452) auf die wichtige Rolle der Archäologie hin, so konnte etwa jüngst durch dendrochronologische Untersuchungen die bisher aufgrund einer Nachricht Adams von Bremen mit Herzog Ordulf in Verbindung gebrachte Errichtung der Neuen Burg in Hamburg bereits in die Zeit seines Vaters Bernhard II. datiert werden. Insgesamt weist der Band ein weites Spektrum an Einsichten in die Herrschaftszeit der Billunger (und darüber hinaus) auf, und doch betonen viele Beiträge die Notwendigkeit einer Vertiefung und detaillierteren Ausarbeitung der vorgestellten Überlegungen. Die Grundlage für zukünftige Billunger-Studien ist mit diesem Band aber gelegt.

Matthias Weber