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Alexander Hödlmoser / Christina Jackel / Matthias Meyer / Stephan Müller (Hg.), Die Österreichische Chronik der Jahre 1454–1467. Edition, Übersetzung, Kommentar, Wien 2023, Böhlau Verlag, LXXVII u. 425 S., Abb., ISBN 978-3-205-21856-2, EUR 70. – Aus einem Forschungsprojekt und der daraus erwachsenen Diss. von H. ist erfreulicherweise eine wissenschaftlich fundierte Edition dieser Quelle hervorgegangen, die ein außergewöhnlich eindringliches und authentisches Bild von den turbulenten Ereignissen in Mitteleuropa während der genannten Jahre bietet. In der Einleitung (S. V–LXXI) folgt einer Beschreibung des Inhalts eine konzise Auseinandersetzung mit der Überlieferung, die auf drei Hss. des 15. und 16. Jh. beruht. Die in der Forschung mehrfach, auch von Heimito von Doderer, diskutierte Frage nach dem Autor – einem Zeitzeugen, dem auch amtliches Material zugänglich war – wird kritisch erörtert, auf einen eigenen Lösungsvorschlag aber verzichtet. Die Editionsprinzipien werden eingehend erläutert. Der sorgfältig wiedergegebene Text (S. 2–404) verfügt neben dem textkritischen Apparat über knappe Sachhinweise zu den erwähnten Personen und Orten. Angesichts der detailreichen Darstellung des Geschehens und nicht zuletzt des Alltags in Wien und seinem Umland entschlossen sich die Hg., dem Text eine Übersetzung ins Neuhochdeutsche gegenüberzustellen, um auch „allgemein historisch Interessierten“ (S. LXII) einen leichteren Zugang zu bieten. Die dabei entstehenden Schwierigkeiten werden in der Einleitung angesprochen, insbesondere bei Begriffen, die ihre Bedeutung geändert haben. Die getroffenen Lösungen sind aber aus historischer Sicht nicht immer überzeugend. So wird etwa beispielhaft die Bezeichnung „(ge)sloss“ angeführt (S. LXIII), bei der man sich für die Übersetzung „Schloss“ entschied, obwohl im 15. Jh. die im Text genannten Objekte durchwegs Burgen gewesen sind, während das Wort „haus“ für einfache Befestigungen ohne Hinweis stets wortgleich wiedergegeben wird. Den Abschluss bilden neben dem Literaturverzeichnis Personen- und Ortsregister, mit einem eigenen Register für Wien (das dort genannte Fürhaus hat allerdings nichts mit Wien zu tun).

Peter Csendes