Niklas Fröhlich, Reichenauiensis. Ein verlorener Reichenauer Codex und seine Bedeutung für die Textkonstitution der Chronik Prospers, der Chronik Cassiodors, der Continuatio Reichenauiensis und des Laterculus Vandalorum mitsamt einer Neuedition der Fasti Augustani, in: Millennium 21 (2024) S. 129–209, untersucht überzeugend und mit philologischer Akribie die komplizierte Editions- und vor allem Überlieferungsgeschichte der von Th. Mommsen in MGH Auct. ant. edierten historiographischen Werke. Diese sind nur in einer Pariser, ehemals Mainzer Hs. (BnF, lat. 4860) und einem Augsburger Codex (Staats- und Stadtbibl., 2° 223) erhalten, welche die Grundlage von Mommsens Edition bildeten. Gegen neuere Forschungen und Editionen kann F. zeigen, dass Mommsens These, nach der die erhaltenen Hss. auf einen heute verlorenen Codex zurückgehen (den sog. Reichenauiensis), richtig war und die Pariser nicht die direkte Vorlage der Augsburger Hs. gewesen sein kann, was F. durch Textvergleiche und die Untersuchung kodikologischer Merkmale belegt. Er stellt die beiden Hss. und die unterschiedlichen Texte genauer vor, wobei er v. a. die Arbeitstechnik der Kopisten erörtert. Der Reichenauiensis ist durch die Augsburger Hs. (um 1500) „besser bewahrt als vom karolingischen Schreiber“ (S. 165) des Pariser Codex (9./10. Jh.). In einer Appendix ediert F. zudem die Fasti Augustani neu (S. 185–203), eine nur in der Augsburger Hs. tradierte Konsulliste.
D. T.