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The History of Alfred of Beverley, ed. by John P. T. Slevin, translated by Lynda Lockyer (Boydell Medieval Texts) Woodbridge 2023, The Boydell Press, LXXVIII u. 198 S., ISBN 978-1-78327-488-8. – Mitte des 12. Jh. verfasste Alfred, Sakristan der Kollegiatkirche von Beverley, Yorkshire, eine Geschichte Britanniens von den Anfängen bis 1135. In den großen englischen Editionsvorhaben um 1900 fand Alfred keinen Platz, weil seine Chronik kaum neues Material enthält. Über 90 % seines Textes ist aus anderen Chroniken übernommen. Steht aber weniger die Suche nach neuen ‘Fakten’ im Zentrum des Interesses, sondern die Frage, wie Geschichtsschreibung im östlichen Mittelengland um 1150 betrieben wurde, dann bietet Alfreds Geschichte einen überaus lesenswerten Text, weil der Autor in sehr eigenständiger Weise aus seinen Vorlagen auswählt. Bedenkt man darüber hinaus den Umstand, dass Alfreds Verarbeitung von Galfrieds von Monmouth Geschichte der Könige von Britannien im 14. Jh. von Ranulph von Higden in seiner sehr populären Chronik übernommen wurde, ist die hier vorliegende Edition mit englischer Übersetzung mehr als begrüßenswert. Alfreds Geschichte exisitiert nicht mehr im Original, es liegen aber insgesamt zehn zum Teil sehr viel später entstandene Abschriften vor. Keine dieser Abschriften enthält den vollständigen Text. Die vier ältesten entstanden zwischen dem späten 13. und dem 15. Jh. Sie bilden die Basis für die Edition und werden in der Einleitung knapp und präzise beschrieben, ebenso das Wenige, was über Alfreds Leben bekannt ist. Vor allem aber wird seine Arbeitsweise klar dargelegt. Bei der Auswahl der abzuschreibenden Passagen war Alfred nach eigener Auskunft sowohl der Wahrscheinlichkeit des Ereignisses wie den Unterhaltungsneigungen seiner Leser verpflichtet. Seine Hauptquelle und eigentliche Inspiration, Galfried von Monmouth, bot reichlich Anlass, diese beiden Kriterien gegeneinander abzuwägen. Im Ergebnis kürzte Alfred Galfrieds Text und unterteilte ihn in fünf Stadien (status), welche die ersten fünf Kapitel von Alfreds Text ausmachen. In den übrigen vier Kapiteln behandelt Alfred auf der Basis der Chronik von Heinrich von Huntingdon, der Symeon von Durham zugeschriebenen Geschichte der Könige sowie des vorwiegend genealogischen Materials in der Chronik von Worcester die Geschichte von den sieben englischen Königreichen über die Formierung des angelsächsischen Königreichs und die dänische Herrschaft bis zur normannischen Eroberung und der Herrschaft von König Wilhelms Söhnen. Die sauber gearbeitete Edition und gut lesbare Übersetzung wird begleitet von einem konzisen, sinnvolle Orientierung bietenden Kommentar. Ein Personen- und Ortsnamenindex rundet den Band ab.

Jörg Peltzer