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Migrationsprozesse und Mobilität der europäischen Juden am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. von Marie Buňatová, Kiel 2024, Solivagus-Verlag, 393 S., Abb., ISBN 978-3-943025-72-9, EUR 65. – Die 13 Aufsätze dieses Bandes basieren auf Vorträgen, die auf einer im Oktober 2021 vom Historischen Institut der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Prag veranstalteten internationalen Tagung gehalten wurden. Sie wurde organisiert in Verknüpfung mit einem Forschungsprojekt zur Geschichte der Prager Judengemeinde, die daher einen prominenten Platz im Reigen der Beiträge einnimmt (Eva Doležalová, S. 181–201; Lenka Blechová, S. 334–358). Die Hg. umreißt in einer kurzen Einleitung (S. 9f.) und ausführlicher in einer darauf folgenden Studie (S. 11–40) am Prager Exempel „Forschungsmöglichkeiten und -perspektiven“ der Gesamt-Thematik, die von den übrigen Vf. mit kommunalen, regional-territorialen, herrscherbezogenen, personengeschichtlichen (Lucia Raspe, S. 267–288, über die Lebensstationen des bedeutenden Buchdruckers Chaim Schachor) und in einem Fall (Martha Keil, S. 137–158) auch „objektbiographischen“ Zugängen angegangen wurden. Besonders ausführlich untersuchen Heinz Noflatscher (S. 41–78) und Markus J. Wenninger (S. 79–115) das vielschichtige Verhältnis Kaiser Maximilians I. zu den Juden. W. kann u.a. zeigen, dass nach der Katastrophe der Wiener Geserah (1420/21) deutlich früher, als bisher angenommen wurde, Juden wieder in Wien präsent waren. Dem Schicksal der im Rahmen der Geserah vertriebenen, nicht zwangsgetauften Juden und ihren fortbestehenden Verbindungen zum österreichischen Gebiet widmet sich kenntnisreich Eveline Brugger (S. 116–136). Profunde Untersuchungen von Maike Lämmerhirt (S. 159–180) befassen sich mit Migration und Mobilität der Juden in Thüringen. Alles in allem handelt es sich um eine begrüßenswerte Publikation in ansprechender Aufmachung mit einigen Abbildungen, Graphiken und Karten sowie mehreren Registern. Hervorgehoben sei die Erschließung zahlreicher ungedruckter Quellen. Leider unentdeckt blieb die falsche Numerierung der Fußnoten von H. Noflatscher und die Verwechslung von Friedberg mit Freystadt auf S. 25.

Gerd Mentgen