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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 81,1 (2025) *.

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Roberto Rusconi, Predicazione e predicatori in Italia nel medioevo e in età moderna (La storia. Temi 111) Roma 2023, Viella, 348 S., ISBN 979-12-5469-321-6, EUR 27,55. – Es handelt sich um eine Sammlung von zehn Schriften des Kirchenhistorikers R., die für die Reihe zusammengestellt wurde. Während frühere Schriftensammlungen von R. (vgl. etwa DA 74, 739) sich um Themen wie Prophetie und Endzeiterwartung, um Vorstellungen von Predigern und Predigt im spätma. Italien oder um Franz von Assisi gruppierten, geht es hier darum, die Predigt in Italien vom 8. bis ins 18. Jh. zu erfassen. Der ursprüngliche Publikationszeitraum der einzelnen Beiträge reicht von 1981 bis 2017, wobei die Texte nicht nach der Chronologie ihrer Erscheinungsdaten, sondern nach derjenigen der Themen angeordnet sind. So soll die Genese von immer neuen Fragen und Antworten rund um die Relevanz der Predigt und ihre soziale Verortung nachvollzogen werden können. Aus diesem Grund, so der Vf., sei auch keine Aktualisierung erfolgt, um den damaligen Kenntnisstand zu Quellen und Literatur zu verdeutlichen (S. 23 Anm. 57). Es fragt sich allerdings, ob zu diesem Zweck nicht eine andere Form der Publikation geeigneter gewesen wäre, zumal die eher autobiographisch gehaltene Einleitung und das kurze Fazit, das noch einmal kurz die Sprachen und Entwicklungsmomente der Predigt ins Gedächtnis ruft, nur bedingt dabei helfen, die Evolution der Forschung transparent zu machen. Anders als man angesichts des syntheseartigen Titels vielleicht erwarten könnte, werden hier keine systematischen Zugriffe auf Themen wie die Überlieferung der Predigt oder stilistische und inhaltliche Merkmale in ihrem Wandel geboten. Informationen dazu finden sich in den Einzelstudien durchaus, etwa in dem Aufsatz über Girolamo Savonarola (S. 227–268), der darstellt, wie in seinem Fall Überlieferungsformen wie hsl. Konzepte, reportationes von Hörern und die selbständige Verbreitung der (redigierten) Predigten über den Druck nachvollzogen werden können. Der sozialgeschichtliche Kontext der Predigt wird besonders deutlich in dem Beitrag über Bernardino von Siena (S. 169–184), dessen Ansprachen über die Ehe sowohl innerhalb demographischer Entwicklungen im Florenz des frühen 15. Jh. – früh verwitwete Frauen sollten wieder unter die Kontrolle eines Ehemanns gebracht werden – als auch innerhalb der Abwehrmaßnahmen gegen ehefeindliche apokalyptische Strömungen verortet werden. Die Möglichkeiten von Frauen, selbst zu unterweisen und zu ermahnen, bzw. ihre Ansprüche darauf, zu predigen – genannt seien nur Klara von Assisi, Rosa von Viterbo oder Klara von Rimini – werden leider in den versammelten Studien nicht vertieft, wie auch generell das Thema der unautorisierten Predigt bei einer solchen thematischen Anlage etwas mehr Raum verdient hätte. Abgesehen von den genannten Einschränkungen liegt mit der Publikation eine durchaus erschwingliche Möglichkeit vor, die sauber redigierten, auf breiter Quellen- und Literaturbasis fußenden Artikel des Predigtspezialisten R. gesammelt zu rezipieren.

Anne Greule