Residenzstädte in der Transformation. Konkurrenzen, Residenzverlust und kulturelles Erbe als Herausforderung. Tagungsband der 60. Jahrestagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung, hg. von Wolfgang Dobras / Matthias Müller (Stadt in der Geschichte 48) Göttingen 2024, Vandenhoeck & Ruprecht, 414 S., Abb., ISBN 978-3-525-30250-7, EUR 50. – Was einmal Residenzstadt war, konnte diesen Status auch schnell wieder verlieren. Diesem Phänomen widmet sich mit einem Fokus auf die Zeit vom späten MA bis ins 20. Jh. dieser Band. Der Schwerpunkt liegt deutlich in der frühen Neuzeit und im deutschen Südwesten. Hier sind nur die ma. Themen zu nennen. Nach einer kurzen Einleitung der Hg. (S. 9–12) folgt ein Block zum Thema „Residenzstädte mit unsicherem oder wechselndem Status“, in dem u. a. Harm von Seggern (S. 53–83) die grundlegende Frage erörtert, was eigentlich eine Residenzstadt ist, Oliver Auge (S. 85–111) die württembergische Residenzlandschaft des Spät-MA vermisst und Nicole Riegel (S. 113–131) aus kunsthistorischer Perspektive die Entwicklung von Hof und Stadtstruktur von Innsbruck von 1420 bis 1665 behandelt. Im Abschnitt „Bilanzierung des Residenzverlusts“ wird u. a. bei Nina Gallion (S. 189–214) zum württembergischen Urach nach 1482 sichtbar, dass der Verlust des Status als Residenz keinesfalls immer mit dem oft vermuteten wirtschaftlichen und sozialen Niedergang ehemals privilegierter Einwohnerschichten einherging. Moderne Weiternutzungen von Residenzen werden im abschließenden Abschnitt „Das Residenzerbe als kulturelle und politische Herausforderung“ diskutiert. Insgesamt bietet der ansprechend bebilderte und mit je einem separaten Personen- und Ortsregister versehene Band aber vor allem Einblicke in die nachma. Jahrhunderte.
Benjamin Müsegades