Cordelia Hess, Margaretas periphere Visionen. Mission, Kolonisierung und „race“ im Spätmittelalter am Beispiel der Saami, in: HZ 316 (2023) S. 1–26, beleuchtet das Wirken Margaretas, die im Auftrag der schwedischen Königin Margarethe I. im späten 14. Jh. die Christianisierung der Saami in Lappland betrieb, als Beispiel für die Untersuchung von Geschlechterrollen und ethnischer Zugehörigkeit in der Missionsarbeit. Die Laienmissionarin, Visionärin und Predigerin, die Abt Sten von Munkaliv in Bergen in einem Brief eher beiläufig als gebürtige Samin erwähnt, wurde durch „die moderne Historiographie ... aus dem solidarischen, aber paternalistischen Ansatz heraus, den Kolonisierten eine Stimme geben zu wollen“, zum „Opfer von Protorassismus“ (S. 7) und zur Saami-Heiligen verklärt, wobei ihre geistlichen Leistungen ihrer ethnischen Herkunft untergeordnet und moderne Rassismusvorstellungen unkritisch auf das MA übertragen worden seien.
Matthias Schrör