Aedilvulf, De Abbatibus. Storia degli abati. Poesia di comunità nell’Inghilterra altomedievale. Testo critico, traduzione e commento a cura di Paola Mocella. Revisione di Michael Lapidge / Martina Mencarini / Francesco Stella (Scrittori latini dell’Europa medievale 17) Pisa 2023, Pacini Editore, 327 S., Abb., ISBN 979-12-5486-228-5, EUR 32. – Das Buch bietet die mittlerweile fünfte Edition von De abbatibus, einem mittellateinischen Gedicht des frühen 9. Jh., in dem der angelsächsische Mönch Aediluulf (häufiger Æethelwulf) die Geschichte seines nordhumbrischen Heimatklosters anhand der frühen Abtsfolge im Stil einer metrischen historia fundationis und von gesta abbatum in mehr als 800 Versen nacherzählt. Als Textzeugen sind vier Hss. erhalten (Winchester, Winchester Cathedral, I = W; London, British Library, Cotton Tiberius D. IV, Part 2 [fol. 158r–166r] = L; Oxford, Bodleian Library, Bodley 163 = O; Cambridge, Univ. Library, Ff. 1.27 = C), die im Vorfeld der Edition kurz besprochen und beschrieben werden (S. 70–76). Die Tatsache, dass W ursprünglich L beinhaltete und heute lediglich ein Fragment darstellt, hätte dabei stärker hervorgehoben werden können, zumal im Folgenden wiederholt das kombinierte Siglum L (W) verwendet wird. Die textlichen Beziehungen zwischen den Hss. werden anschließend sehr ausführlich und auf gut nachvollziehbare Weise herausgearbeitet (S. 76–112) und mittels mehrerer Stemmata (S. 87, 90, 105) veranschaulicht. Auf die Vorgängereditionen (Wattenbach und Dümmler 1881; Arnold 1882; Traube 1888; Campbell 1967) sowie auf die relevante Sekundärliteratur wird sowohl in der Einleitung (S. 112–116) als auch im textkritischen Apparat eingegangen. Die kritische Edition und begleitende Übersetzung, die nun erstmals in italienischer Sprache vorliegt, zeichnen sich durch ein hohes Maß an Präzision und Detailtreue positiv aus. Dies gilt ebenfalls für den abschließenden Kommentar (S. 228–327) und die eingangs präsentierten Diskussionen zur nordhumbrischen Kirche unter dem Einfluss Yorks (S. 5–12), zu Aediluulfs Leben und Werk (S. 13–33), zu den Vorlagen und zur Rezeption des Gedichts (S. 33–61) und zu dessen Sprache und Metrik (S. 61–69), die die Publikation inhaltlich abrunden und den bisherigen Forschungsstand zu Text, Autor und Abfassungskontext nicht nur korrekt wiedergeben, sondern in mehrfacher Hinsicht erweitern. M. liefert somit eine gute Alternative zur Edition Campbells, die nicht nur unter italienischsprachigen Historikern und Mediävisten Anklang finden dürfte.
Benjamin Pohl