StMGBO 134 (2023): Die Historische Sektion der Benediktinischen Akademie Salzburg führte ihre Jahrestagung 2022 in St. Gallen durch. Dementsprechend war das Tagungsthema der Geschichtsschreibung in St. Gallen gewidmet. Von den nun in den StMGBO veröffentlichten Beiträgen befassen sich drei mit ma. Themen: Hannes Steiner, Stubenhocker mit weitem Horizont. Zum Hintergrund eines reichsgeschichtlichen Exkurses in Ratperts Casus sancti Galli (S. 1–15): Der Editor von Ratperts Casus sancti Galli (MGH SS rer. Germ. 75) untersucht den in c. 17 und 18 enthaltenen reichsgeschichtlichen Exkurs zum Bruderkrieg von 840/41, sieht Parallelen zwischen der Amtseinsetzung Grimalds und derjenigen Salomos und erschließt daraus den Abfassungshorizont der Casus um 890. – Ernst Tremp, Ekkehart IV. als Chronist seines Klosters. Neues zu Person und Werk (S. 17–29), der Ekkeharts Casus sancti Galli herausgegeben hat (MGH SS rer. Germ. 82), stellt an Beispielen die Meisterschaft des Chronisten in Sprache und Erzählung sowie dessen Kritik an tradierten Mythen im Kloster vor und legt dar, dass der jugendliche Kontrahent des Reformers Sandrat bei der Schlägerei im Refektorium von 973 (c. 141) wahrscheinlich Notker III. war, der spätere Lehrer und Gewährsmann Ekkeharts (Selbstanzeige). – Paul Oberholzer, Die Casus sancti Galli von Ekkehart IV. Ein letztes Zeugnis der Reichskirche vor der Gregorianischen Reform (S. 31–54), untersucht die Rom- und Papstbezüge in den Casus, insbesondere die Bedeutung des Cantatoriums (Cod. Sang. 359) als authentischen Garanten der stadtrömischen Liturgie, und wertet die Berichte über Romreisen von St. Galler Mönchen aus.
Ernst Tremp