Im Archiv der Namen. Der St. Galler Liber Amicorum aus der Zeit Karls des Grossen, hg. von Peter Erhart, mit Beiträgen von Peter Erhart / Katrin Roth-Rubi / Alfons Zettler, St. Gallen 2023, Stiftsarchiv St. Gallen / Kunstverlag Josef Fink, 144 S., 110 Abb., 2 Beilagen, ISBN 978-3-95976-465-0, CHF 40. – Bei dem in der Forschung bisher als „älteres St. Galler Verbrüderungsbuch“ bezeichneten, 2019 zusammen mit dem „jüngeren St. Galler Verbrüderungsbuch“ herausgegebenen Werk (MGH Libri mem. N. S. 9) handelt es sich um ein Gedenkbuch oder vielmehr, angesichts seines Umfangs von ursprünglich vielleicht einem Quaternio (wovon noch zwei Lagen erhalten sind), um ein Gedenkheft. Den Ausgangspunkt des um 810 unter Abtbischof Wolfleoz und dem Dekan und späteren Abt Gozbert angelegten Heftes bildeten ein Herrscher-Diptychon und die Namen der Förderer und Freunde der Abtei. Das Heft wird daher zu Recht neu als Liber Amicorum bezeichnet und sollte künftig so genannt werden. Als wichtiges liturgisches Buch hatte das Gedenkheft wie die Evangelienbücher lange Zeit seinen Platz auf dem Altar, es ist daher prachtvoll ausgestattet und durchgängig mit Doppelarkaden geschmückt. Ornamentik, Konzept und Bildersprache der 25 erhaltenen Seiten werden im ersten Teil von Katrin Roth-Rubi (S. 17–74) in einer vergleichenden Studie minutiös untersucht. Der zweite Teil, Peter Erhart / Alfons Zettler, Freunde und Gönner. Seite für Seite erklärt (S. 75–131), widmet sich den Einträgen, dem Herrscher-Diptychon, den Freunden und Gönnern, den Aristokraten und regionalen Magnaten sowie den Listen verbrüderter geistlicher Gemeinschaften (Übersichtskarte S. 8f.). Der graphisch hervorragend gestalteten und opulent ausgestatteten, dennoch preiswerten Publikation ist ein Heft mit dem Faksimile des Gedenkbuchs ohne die Nameneinträge beigegeben.
Ernst Tremp