Ian Novotny, Des chapons à l’eau bénite. Vie quotidienne et alimentation des moines de Payerne à la fin du Moyen Age (XIVe –XVIe siècles) (Cahiers lausannois d’histoire médiévale 60) Lausanne 2023, Univ. de Lausanne, 264 S., Abb., ISBN 978-2-940110-73-5, CHF 36. – Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Pflichtenheft des Pitanziars des Cluniazenserklosters Payerne (Quernet de Messieurs du couvent de Payerne) von 1469, das der Vf. ediert, übersetzt und auswertet. Darin ist auch vorgesehen, dass die Mönche am ersten Adventssonntag und an den folgenden Sonn- und Festtagen des Kirchenjahrs bis zu Septuaginta zum Abendessen unter anderem je einen halben Kapaun, gebraten und mit Weihwasser zubereitet, bekommen sollten. Das Reglement für den Pitanziar enthält eine Fülle von Nachrichten zum Speisezettel der Mönche. Magere Tage (Fasttage) und fette Tage wechselten einander ab, wobei für die Nicht-Fasttage reichhaltige und abwechslungsreiche Speisen vorgesehen waren. Viele Fleischsorten in größeren Mengen und unterschiedlichen Zubereitungsarten, mit verschiedenen Saucen, mit exotischen Zutaten wie Reis, Mandeln und Safran, belegen den ausgesprochenen kulinarischen Luxus der damaligen Mönche von Payerne. Sie waren von einer Befolgung der Ordensvorschriften weit entfernt. Dies zeugt von einer Dekadenz des monastischen Ideals, vor allem aber auch von einem langen Transformationsprozess, dem das cluniazensische Mönchtum und allgemein die ma. Frömmigkeit unterworfen waren. Die Studie gibt darüber hinaus Einblicke in die bewegte Geschichte des Priorats (Kommendatar-Abtei ab 1446/47) vom 14. Jh. bis zur Aufhebung 1536 im Zuge der Eroberung der Waadt durch Bern und der Einführung der Reformation. Hand in Hand mit der wirtschaftlichen Konsolidierung im frühen 15. Jh. reduzierte sich die Anzahl der Mönche von zwei Dutzend im 14. Jh. auf ein Dutzend im 15. Jh. und bis zur Aufhebung. Ein Anhang listet alle Funktionsträger, Konventualen und Bediensteten auf. Neben dem Register der Personen, Orte, Institutionen und liturgischen Begriffe wäre ein Verzeichnis der alimentären und kulinarischen (lateinischen und französischen) Begriffe im Quernet, die oft schwer zu entschlüsseln sind, nützlich gewesen.
Ernst Tremp