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Martin Graber († 2021), Urkunden- und Siegelsammlung zur Gemeinde Wartau bis 1798. Ergänzung der Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen Kanton St. Gallen, hg. von Sibylle Malamud / Jürg Gabathuler (St. Galler Kultur und Geschichte 44) Zürich 2023, Chronos Verlag, 446 S., Abb., Karten, ISBN 978-3-0340-1739-8, CHF 58. – Die von Martin Graber (1975–2021) erarbeitete Urkundensammlung bietet eine Gesamtübersicht über die Rechtsquellen zur Gemeinde Wartau im Kanton St. Gallen. Die Gemeinde liegt auf der linken Seite des Rheins zwischen Sargans und Sevelen und entstand durch den Zusammenschluss mehrerer Dörfer und Weiler mit Azmoos als heutigem Hauptort. Nach dem unerwarteten Tod von M. G. übernahmen die promovierte Historikerin M., Bearb. der Rechtsquellenbände Sarganserland (2013) und Werdenberg (2020), und J. G. als profunder Kenner der Wartauer Geschichte die Herausgeberschaft. Sie ergänzten das Werk um einen geschichtlichen Überblick zur Gemeinde Wartau vor 1798, der Aufschluss über die komplizierten Herrschaftsverhältnisse der übergeordneten Grafschaft und späteren eidgenössischen Gemeinen Herrschaft Sargans und der lokalen Herrschaft Wartau gibt und manche in den Urkunden behandelten Themen anspricht, erklärt und historisch einordnet. Das Stückverzeichnis der Urkundensammlung umfasst 137 Nummern. Die älteste Urkunde mit dem erstmaligen Auftreten der Gemeinde Wartau als gemeinschaftliche Körperschaft datiert von 1434, die jüngste von 1797 behandelt einen Tagsatzungsentscheid zur Fertigstellung des Rheinwuhrs gegen Triesen. Wie bei Rechtsquellen einer Gemeinde zu erwarten, überwiegen Nutzungs- und Grenzstreitigkeiten zwischen den Dörfern innerhalb der Gemeinde Wartau sowie mit Nachbargemeinden. Stark vertreten sind Wuhrstreitigkeiten mit den liechtensteinischen Gemeinden am rechten Rheinufer, womit die Publikation auch für die Geschichte von Liechtenstein von Bedeutung ist. Jeder Urkundentext verfügt über ein Regest, Angaben zu Editionsvorlagen, vorhandenen Regesten und Erwähnungen in der Literatur. Darauf folgt der transkribierte Urkundentext mit sach- und textkritischen Anmerkungen. Der Anhang enthält eine noch unvollständige Sammlung von Siegeln mit Bezug zu Wartau („Werkstattpapiere“, 34 Siegel mit Fotos). Weiter finden sich eine Liste der Amtsträger von Gemeindeämtern und der Landammänner im Sarganserland, ein Ortsnamen- und Personenregister zur Urkundensammlung, Worterklärungen, Angaben zu alten Maßen und Währungen sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis. Insgesamt bietet die Sammlung zur Gemeinde Wartau eine für Schweizer Landgemeinden ungewöhnlich umfassende Darstellung von Rechtsquellen. Sie ist im Wesentlichen von lokalhistorischem Interesse. Anzufügen ist dabei, dass die Urkundentexte anspruchsvoll zu lesen sind. Das liegt einerseits an den sehr kurz gehaltenen Regesten, andererseits an den diplomatischen Transkriptionen, die im Gegensatz zu den Rechtsquellenbänden auf lesefreundliche Kompromisse wie beispielsweise Abschnitte oder lautgetreue Wiedergabe von u (als Vokal) und v (als Konsonant) verzichten, was aber den Gewinn der Edition für die Forschung und die Lokalgeschichte in keiner Weise schmälert.

Doris Klee