Die Nürnberger Briefbücher, Bd. 1 (1404–1408), bearb. von Sabrina Späth; Bd. 2 (1408/1409), bearb. von Anna Bub / Julian Krenz / Martin Mayr / Katharina Neumeier; Bd. 3 (1409–1412), bearb. von Simon Bürcky / Julian Krenz / Martin Mayr / Katharina Neumeier (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 44–46) Nürnberg 2024, Selbstverlag des Stadtarchivs Nürnberg, VII u. 610 S. (Bd. 1), VIII u. 349 S. (Bd. 2), VII u. 619 S. (Bd. 3), ISBN 978-3-925002-44-1 (Bd. 1), 978-3-925002-45-8 (Bd. 2), 978-3-925002-46-5 (Bd. 3), EUR 36 (Bd. 1), 30 (Bd. 2), 36 (Bd. 3). – Mit dem hybriden Editionsprojekt der Nürnberger Briefbücher sind nicht nur drei Bücher zu rezensieren, sondern auch die teils dazugehörige Online-Edition. Es liegt somit eine ebenso umfangreiche wie beachtenswerte Edition vor, die den ausgehenden Briefverkehr des sogenannten Kleineren Rats der bedeutenden fränkischen Reichsstadt für den Zeitraum von 1404 bis 1412 der Wissenschaft ebenso wie der Lehre barrierearm öffnet. Die Edition entstand im Rahmen eines interdisziplinären DFG-Projekts, weswegen gerade bei der Online-Version für die Sprachwissenschaft sinnvolle, hier jedoch nicht weiter zu diskutierende Funktionen (linguistische Annotationen) integriert wurden. Der Aufbau der Einzeleinträge in den gedruckten Editionen unterscheidet sich zwischen den Bänden. In Band 1 werden zuerst Sender und Empfänger des Schriftstücks sowie das Datum angegeben, worauf das Regest folgt. In Band 2 und 3 schließen darauf zusätzlich die Angaben zur Foliozahl des Briefs an, und nach den in allen Bänden vermerkten Schreibern wird nur in den beiden letzten Bänden eine Aufstellung der erwähnten Personen ergänzt. Es schließt sich der jeweils transkribierte Text an. Die leichten Abweichungen lassen sich damit erklären, dass der erste Band die verdienstvolle Publikation des Anhangs aus der Diss. der Bearb. darstellt, die somit die Grundlage für das weitere DFG-Projekt vorlegte. Daher unterscheiden sich im Detail auch die Transkriptionsgrundsätze und Editionsrichtlinien (Bd. 1 S. 9f., Bd. 2 S. 51–53), wobei erfolgreich versucht wurde, die Unterschiede nicht allzu groß werden zu lassen. Parallel zu Band 2 und 3 sorgt die Online-Edition für einen barrierarmen Zugang auch von zu Hause oder kleineren Bibliotheken aus. Diese bietet besondere Vorteile, da sich hier neben der in Druckform verfügbaren normalisierten Transkription noch eine diplomatische findet. Zudem können die hochauflösenden Scans der Briefbücher ergänzend angezeigt werden, so dass auch Fragestellungen, die mittels „regulärer“ Editionen nicht beantwortbar sind, durch diesen Zugang bearbeitet werden können. Weiterhin lassen sich die ergänzenden Einleitungen der Bände aufrufen, ebenso wie ein Geo-Browser, der diejenigen Städte verzeichnet, die als Briefpartner auftauchen. Besonders hervorzuheben ist, dass die noch nicht in die Online-Edition integrierten Bände 4 und 5 als diplomatische Transkriptionen erfreulicherweise im Downloadbereich bereits zur Verfügung gestellt werden, wodurch der Zeitraum bis 1423 abgedeckt wird. Ebenfalls online finden sich die den Bänden angefügten Personen-, Orts- und Sachregister. Eine Volltextsuche erleichtert zudem im Onlineauftritt die weitergehende Recherche. Die unterschiedliche Genese und die teils noch ausstehende Fertigstellung sorgen bei Betrachtung der drei Bücher und der Projekthomepage somit für ein auf den ersten vergleichenden Blick etwas uneinheitliches, aber überaus vielversprechendes und bereits jetzt die Forschung und Lehre bereicherndes Bild. Vor diesem Hintergrund lassen sich auch Abweichungen, etwa im Sachregister, zwischen dem ersten und den übrigen Bänden (anhand des Beispiels Burg/Schloss überprüft), erklären. Dies tut aber in keiner Weise den sauber gearbeiteten Editionen sowie dem äußerst gewinnbringenden Projekt Abbruch, sondern sollte vielmehr Anlass dazu sein, dieses weiter zu verfolgen. Der Leitung und den Mitarbeitenden des Projekts sowie der Geschichtswissenschaft wäre eine solche Fortsetzung, etwa getragen durch die Akademien, zu wünschen, schließlich warten noch über 350 weitere Missivenbände darauf, durch einen erleichterten Zugang neue Perspektiven nicht nur auf die Nürnberger Stadt- und die fränkische Landesgeschichte des 15. bis 18. Jh., sondern auch darüber hinaus zu ermöglichen. Ein lohnendes Vorhaben für zahlreiche Generationen.
Tjark Wegner