Zwischen Rom und Mailand – Liturgische Kircheneinrichtungen des Mittelalters in Italien. Historische Kontexte und interdisziplinäre Perspektiven, hg. von Albert Dietl / Elisa Di Natale / Harald Buchinger (Forum MA Studien 21) Regensburg 2024, Schnell & Steiner, 256 S., Abb., ISBN 978-3-7954-3886-9, EUR 39,95. – Der Band geht zurück auf ein Symposium, das 2019 an der Univ. Regensburg in Zusammenarbeit mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2337 „Metropolität in der Vormoderne“ und dem Forscherverbund „Forum Mittelalter“ stattfand und in interdisziplinärer Perspektive Räume und mediale Gestaltungen in Italien im Spannungsfeld von Kunst- und Liturgiegeschichte beleuchtet. Die zwölf Beiträge gehen davon aus, dass Inszenierungsorte, Mitakteure und Medien liturgischer Handlungen wesentlich die Wahrnehmung städtischer Topographien bestimmten und darüber zur Bildung von individuellen und kollektiven Identitäten sowie sozialen und kulturellen Ordnungen beitrugen. Mit Rom und Mailand werden zunächst die zwei Zentren römischer und ambrosianischer Liturgietraditionen berücksichtigt. Sible de Blaauw (S. 11–25) stellt die Lateranbasilika und St. Peter als Bühnen päpstlicher Liturgie vor. Jochen Johrendt (S. 27–39) erläutert, wie die von Innocenz III. eingeführte Prozession der Kanoniker von St. Peter zu S. Maria in Sassia der Aufwertung des Kapitels diente. Valentino Pace (S. 41–56) sieht in der Bilderlosigkeit römischer Ambonen des 11. bis 13. Jh. ein Identitätsmerkmal der Kirche Roms. Auf die Rolle des ambrosianischen Ritus für die Konstruktion der Identität und des Machtanspruchs Mailands kommt Maria Pia Alberzoni (S. 57–72) zu sprechen, ein Thema, das Michele Baitieri (S. 73–87) anhand der Akten der Mailänder Provinzialsynode von 969 vertiefen kann. Ein weiterer Teil konzentriert sich auf die Toskana und Süditalien. Benjamin Brand (S. 89–100) sieht in den Ringstollenkyrpten Luccas einen engen Rombezug, den Paolo Tomei (S. 101–117) am Beispiel der Kunstpatronage und Netzwerkpolitik der Adelsclans in Lucca und Umgebung unterstreicht. Albert Dietl (S. 119–172) kann durch die ma. Fassungen der Libri Ordinarii des Florentiner Doms eine Inschrift aus dem Dombaptisterium als Teil eines Prozessionshymnus der osternächtlichen Taufliturgie identifizieren, während Andrew J. M. Irving (S. 173–204) die gemalten Kanzeldarstellungen auf den süditalienischen Exultet-Rollen untersucht. Schließlich wenden sich im abschließenden Teil Elisa Di Natale (S. 205–218), Stefano Resconi (S. 219–236) und Fabio Scirea (S. 237–253) der Tiersymbolik von Löwe, Adler, Pelikan und Drachen auf Kanzeln in Mailand und Gussago (Lombardei) sowie in ma. Bilderhss. zu, wobei sie die christologischen und/oder dämonischen Bezüge auf die Bestiarien in der romanischen Bau- und Kanzelplastik herausarbeiten. Ein anregender Band, der einmal mehr die fruchtbare Zusammenarbeit von Kunst- und Liturgiewissenschaft dokumentiert.
Jürgen Bärsch