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Kleine Reichsstädte. 10. Tagung des Mühlhäuser Arbeitskreises für Reichsstadtgeschichte, Mühlhausen 20. bis 22. Februar 2023, hg. von Olivier Richard / Helge Wittmann / Gabriel Zeilinger (Studien zur Reichsstadtgeschichte 11) Petersberg 2024, Michael Imhof, 447 S., Abb., Karten, ISBN 978-3-7319-1255-2, EUR 29,95. – Der Sammelband verzichtet auf eine inhaltliche Festlegung und nimmt den kleinstädtischen Zuschnitt von spätma.-frühneuzeitlichen Reichsstädten und im Einzelfall von Reichsdörfern zum Ausgangspunkt verschiedenartiger Themenstellungen. In zwölf Beiträgen neben einer Einführung und einem abschließenden kommentierenden Überblick geht es um die Entwicklung der pragmatischen Schriftlichkeit mit ihren Funktionen in verschiedenen Städten (Silvan Freddi, S. 217–238, zu Solothurn sowie Hanna Nüllen, S. 261–292, zu Friedberg und Gelnhausen), das Wirtschaftsleben in Städten am Fluss (Heidrun Ochs, S. 125–160, zu Boppard und Oberwesel), eine Urkunde von 1383 mit der Einführung einer Zunftverfassung (Dominique Adrian, S. 239–260, zu Pfullendorf), Beobachtungen zu städtischen Gegebenheiten in dem bekannten, von J. Seemüller 1869 herausgegebenen Reisebericht eines anonymen Autors zur Krönungsreise Friedrichs III. ohne eigentlichen Bezug zu kleinen Reichsstädten (Elisabeth Gruber, S. 161–178), die Vertretung von kleinen Reichsstädten durch größere auf spätma. Reichs- und Städtetagen (Gabriele Annas, S. 345–378), die Kleinstadt Weinsberg, die nur nominell zeitweise eine Reichsstadt war und in der die Herrschaft weitgehende Rechte in der Stadt besaß (Michael Rothmann, S. 17–43), die Bedeutung der Dynastien der Staufer, Welfen, Ludowinger und Wettiner und ihres spannungsreichen Verhältnisses für die Entwicklung der reichs- und landesfürstlichen Städte im nördlichen Thüringen bis ins 13. Jh. (Mathias Kälble, S. 293–344). Verschiedentlich wird die Situierung von Kleinstädten in Städtelandschaften und Städtenetzen thematisiert. Die Fußnoten einzelner Beiträge zeigen, dass es um die Erforschung der Kleinstädte insgesamt so schlecht nicht bestellt ist, auch nicht hinsichtlich der kleinen Reichsstädte, die ihre ortsgeschichtlichen Darstellungen gefunden haben. Die Beiträge des Sammelbands bieten heterogene Einblicke in einige wenige kleine Reichsstädte, so dass nicht die für eine Kleinstadtforschung weiterführende Frage systematisiert werden kann, was die geringe Größe einer Stadt im Vergleich zu größeren Städten für die Entwicklungsmöglichkeiten bedeutet und was an spezifisch Reichsstädtischem überhaupt realiter zutage tritt. Hinzu kommt hinsichtlich der verwendeten Literatur gelegentlich eine perspektivische Selbstgenügsamkeit. Davon unberührt ist freilich, dass die einzelnen Beiträge einen Wert an sich darstellen und in einigen Fällen neue Quellen präsentiert werden.

Eberhard Isenmann