Jörg W. Busch, Die Johanniter in Neuenburg am Rhein (1238 bis 1484 [1500]). Die Urkunden, das Totengedenken und der Besitz einer geistlichen Gemeinschaft als Zeugnisse für ihr Verhältnis zu der Bürgergemeinde. Mit einem kommentierten Verzeichnis. Die Gassen und Häuser einer zerrissenen mittelalterlichen Stadt: Neuenburg am Rhein vor 1496/1507, Neuenburg am Rhein 2022, Stadt Neuenburg am Rhein, 532 S., 6 Abb., ISBN 978-3-00-070824-4, EUR 20. – Die ma. Reichsstadt Neuenburg existiert nicht mehr, über die Hälfte ihrer Fläche wurde zwischen 1496 und 1525 von den Hochwassern des Rheins davongespült, der Rest 1704 auf Geheiß Ludwigs XIV. zerstört. Der Band verfolgt als „erste Absicht … zu klären, welcher Art überhaupt die Niederlassung der geistlichen Ritter in der mittelalterlichen Breisgaukleinstadt war: eine eigenständige Kommende oder ein Teil eines größeren Ganzen?“, (S. 24) und fragt nach Beziehungen zwischen Rittern und städtischen Laien. Tatsächlich bietet die Publikation mehr als das, sie ist dreigeteilt: Erstens stellt sie die Geschichte der Neuenburger Johanniter-Niederlassung von ihrer Etablierung nach 1238 bis zum Tod ihres letzten Komturs 1484, nach dem das örtliche Haus endgültig in die Verwaltung der Freiburger Ordensniederlassung überging, erstmals umfangreich vor. Zweitens präsentiert sie alle dazu konsultierten Quellen ausführlich und unterzieht diese einer umfangreichen, auf die gesamte ma. Stadtgemeinde ausgedehnten topographischen und prosopographischen Auswertung (S. 162–421): 355 Urkunden (in Regesten), ein Nekrolog der Neuenburger Johanniter, sowie ein Urbar, drei Rodel und ein Zinsbuch ihrer Einkünfte. Daraus gewonnene Erkenntnisse dienen der Lokalisation und Rekonstruktion von Neuenburgs ma. Straßenzügen und Häusern im dritten Teil (S. 422–526). Der Band widmet sich de facto nicht allein den Neuenburger Johannitern, er ist darüber hinaus eine quellen-, personen- und ortskundliche Fundgrube im besten Sinn und liefert wertvolle Erkenntnisse zur Stadtgestalt des 14. und 15. Jh.

Hanna Schäfer