Communicating Papal Authority in the Middle Ages, ed. by Minoru Ozawa / Thomas W. Smith / Georg Strack (Studies in Medieval History and Culture) London / New York 2023, Routledge, XIV u. 208 S., Abb., ISBN 978-1-032-42093-6, GBP 125. – Basierend auf den Ergebnissen der internationalen Tagung „Medieval Papacy: Governance, Communication, Cultural Exchange“ (Rikkyo Univ., Tokyo, 17.–19. Februar 2017) bietet der in drei Teile gegliederte Sammelband einen facettenreichen Blick auf die Kommunikation der päpstlichen Autorität im Früh- und Spät-MA. Der erste Teil konzentriert sich auf die Medien, die für die Kommunikation der päpstlichen Autorität eingesetzt wurden. Shigeto Kikuchi (S. 13–30) über die Kommunikation und Akzeptanz der päpstlichen Autorität im Frankenreich zeigt das breite Spektrum der verwendeten Medien – etwa Briefe, Gesandte, Geschenke und Inschriften – und betont die nicht bloß reaktive, sondern auch proaktive Haltung des Apostolischen Stuhls. Anschließend untersucht Georg Strack (S. 31–45) das Motiv der imitatio Christi in päpstlichen Synodalpredigten zwischen 1099 und 1274, mit dem die petrinische Autorität häufig bestärkt, gelegentlich aber auch in Frage gestellt wurde. Yuichi Akae (S. 46–61) zeigt, dass Papst Johannes XXII. im Streit um die visio beatifica große Schwierigkeiten hatte, seine Autorität durch das Medium der Predigt zu behaupten. In den Bereich der bildenden Kunst führt Alessandro Simbeni (S. 62–80) über einen Wandteppich in Assisi (1471–1482), der von Papst Sixtus IV. im Zusammenhang mit den Streitigkeiten innerhalb des Franziskanerordens in Auftrag gegeben wurde. Gegenstand des zweiten Teils sind strukturelle Einschränkungen und Herausforderungen für die päpstliche Autorität. Dazu gehört das von Harald Müller (S. 83–99) prägnant erläuterte Phänomen der „rivalisierenden Päpste“, das durch die Spaltung der kirchlichen Hierarchie und den „Verlust der Eindeutigkeit“ des geistlichen Oberhaupts eine ernsthafte Bedrohung für die universale Autorität des Papsttums darstellte. Thomas W. Smith (S. 100–115) zeigt zum einen, dass die päpstliche Kurie während des Fünften Kreuzzugs als wichtigstes Kommunikationszentrum im Abendland fungierte, und zum anderen, dass die regelmäßig fließenden Informationen über das Zögern Friedrichs II. zum Scheitern der Expedition beitrugen. Schließlich untersucht Jessika Nowak (S. 116–128) den erheblichen Einfluss, den der Mailänder Herzog Francesco Sforza und seine Boten – auch mithilfe eines verschlüsselten Kommunikationssystems – auf die päpstliche Politik ausüben konnten. Im dritten Teil steht die Kommunikation und Rezeption der päpstlichen Autorität in ausgewählten peripheren Regionen der christianitas im Vordergrund. Dabei wird insbesondere auf die Wechselseitigkeit dieser Kommunikationsprozesse eingegangen, durch die nicht nur die Päpste den Aktionsradius ihres Kirchenregiments zu erweitern suchten, sondern auch die Peripherien zunehmend Einfluss auf die Politik des römischen Zentrums zu nehmen versuchten. Behandelt werden hier die religiösen, politischen und wirtschaftlichen Motive der Romfahrt des skandinavischen Königs Knut im Jahr 1027 durch Minoru Ozawa (S. 131–144), die sprachlich problematischen Kontakte zwischen dem Papsttum und den Mongolen im 13. Jh. durch Mamoru Fujisaki (S. 145–158), die bisher wenig erforschte Korrespondenz zwischen Papst Gregor IX. und dem Kaiser von Nicäa Johannes III. Vatatzes durch Koji Murata (S. 159–172), die Bezeichnung hochma. Ketzerbewegungen aus dem Balkan in der päpstlichen und byzantinischen Häresiologie durch Hisatsugu Kusabu (S. 173–185) und schließlich das päpstliche Einwirken auf die tendenziell tolerante norwegische Politik gegenüber den heidnischen Finnen an der äußersten Nordgrenze der christianitas durch Takahiro Narikawa (S. 186–200). Insgesamt erweist sich der Tagungsband als ein sehr fruchtbarer Versuch, Ergebnisse der europäischen und japanischen Geschichtsforschung in Kontakt zu bringen, und leistet einen höchst relevanten Beitrag zum Verständnis der Kommunikation der päpstlichen Autorität im MA, indem er neues Licht auf die komplexen Wechselwirkungen sowie auf die globalhistorische Reichweite der untersuchten Kommunikationsprozesse wirft.
Francesco Massetti