Accademia Italiana di Studi Numismatici, Il Francia e gli incisori italiani del Rinascimento. Giornata di studi „In punta di bulino“ (Bologna 14 ottobre 2017), Bari 2019, Edizioni D’Andrea, 224 S., Abb., ISBN 978-88-98330-28-7, EUR 35. – Der Band präsentiert die Beiträge eines Studientags anlässlich des 500. Todestags von Francesco Raibolini, einem Maler und Medailleur aus Bologna, bekannt unter dem Beinamen Il Francia, der in der zweiten Hälfte des 15. und im ersten Viertel des folgenden Jh. aktiv war. Das Buch enthält neun Aufsätze, eine Einführung von Giuseppe Ruotolo und ein Vorwort von Michele Chimienti. M. Chimienti (S. 11–22) behandelt die Techniken für die Herstellung von Münzen und Medaillen in der Renaissance und ihre Entwicklung im Lauf der Zeit. Der lehrreiche Beitrag ist mit zahlreichen informativen Abbildungen ausgestattet. Guido Zavattoni (S. 23–34) beschäftigt sich mit Gewichten in Münzform mit Portraitdarstellungen aus dem 15. Jh. Die meisten Exemplare, die sehr schöne Darstellungen bieten, sind der Mailänder Münze der Familie Sforza gewidmet (auch wenn das allererste Portrait auf einer ma. Münze aus dem Jahr 1462 aus Venedig stammt und Pasquale Malipiero wiedergibt). Die beispielhaft gründliche und quellengestützte Studie bemüht sich, die Entstehungsdaten der Gewichte zu ermitteln. Lorenzo Bellesia (S. 35–40) betrachtet die Münzen der Münzstätte Mantua und betont die Beziehungen zwischen den Medailleuren und den großen Künstlern, die sich am Hof der Gonzaga aufhielten. Franco Saetti (S. 41–70) befasst sich mit Medailleuren an den Höfen in dem ausgedehnten Gebiet entlang des Po. Interessant sind seine Erkenntnisse zur öffentlichen Wahrnehmung von Münzportraits, wie sie in einem Brief des Bologneser Notars Giovanni Sabadino degli Arienti an Herzog Alfonso I. d’Este aus dem Jahr 1505 sichtbar wird. M. Chimienti / Guglielmo Cassanelli (S. 71–116) zeichnen ein umfassendes Bild von Leben und Werk des Francia und versammeln interessante Einblicke und Beobachtungen vielfach anhand von ungedrucktem Archivmaterial. Ausgehend von einem Gedicht aus Bologna von 1504 (gedruckt allerdings erst 1513) schlagen sie vor, einige rätselhafte Medaillen mit der Signatur GIOMETRAFE dem Architekten Giovanni Beroaldo zuzuschreiben. Leonardo Mezzaroba (S. 117–152) geht dem Werk von Medailleuren nach, die im ausgehenden 15. und der ersten Hälfte des 16. Jh. im Veneto wirkten, und interessiert sich insbesondere für ihre Versuche, Antike und Moderne zu vereinbaren. So bemühten sich die venezianischen Medailleure, die Gestalt antiker Vorbilder für die Darstellung zeitgenössischer Machthaber wiederzubeleben. M. erinnert an die Bedeutung antiker Quellen als Inspiration der Humanisten, die vielfach auch Numismatiker und Münzsammler waren. Adolfo Modesti / Stefano Bertuzzi (S. 153–168) gehen dem Beginn der Prägung von Medaillen nach und erörtern, wie diese Neuerung vom Papsttum mehr und mehr übernommen wurde. Roberto Ganganelli / Andrea Cavicchi (S. 169–200) führen diese Linie fort, indem sie ihre Untersuchung auf Zentralitalien ausweiten und an die Bedeutung großer Künstler erinnern, die sich ebenfalls mit der Kunst des Medaillenschneidens beschäftigten. Den Band beschließt Alberto d’Andrea (S. 201–224) über die künstlerische und kulturelle renovatio in Neapel, die vom Haus Aragón vorangetrieben wurde: Er beschreibt die Münzprägungen Alfonsos und Ferrantes und führt die Künstler auf, die unter diesen Herrschern Münzen und Medaillen von großem künstlerischen Wert schufen. Insgesamt ist der Band eine außergewöhnliche Zusammenschau der Medailleurskunst in Italien, die mit einer aktuellen Bibliographie und hervorragenden Farbabbildungen ausgestattet ist. Es geht hier nicht um historische Numismatik; vielmehr stehen im Mittelpunkt technologische Aspekte, die Herstellung und Gravur von Prägestempeln und Medaillen in der Zeit der Renaissance. Das war eine Epoche, die den Blick auf die Geschichte völlig neu formte: Die klassische Welt der antiken Griechen und Römer war das Modell, von dem man sich inspirieren ließ, während die Zeit zwischen der Völkerwanderung und dem Humanismus vergessen und gelöscht werden sollte, weil in ihr nicht der Mensch das Zentrum der Welt war.
Lorenzo Passera (Übers. V. L.)