Synodalis consonantia. Konziliengeschichte als Spiegelbild kirchlicher Diskussionskultur und Identitätsfindung. Johannes Grohe zum 70. Geburtstag, hg. von Filippo Forlani / Ansgar Frenken / Thomas Prügl, Münster 2024, Aschendorff Verlag, XIV und 759 S., 1 Abb., ISBN 978-3-402-25035-8, EUR 88. – Einer Dankesschrift Walter Kardinal Brandmüllers an den Jubilar (S. 3–5) folgt Ansgar Frenken, Der Beitrag Johannes Grohes zur Erforschung des spanischen Spätmittelalters (S. 9–16). Darauf enthält der Band zehn Aufsätze zur Alten Kirche, zwölf Beiträge zum MA und 16 Aufsätze über Themen aus der Neuzeit. Ein Register der Personen und Orte (S. 735–759) beschließt ihn. Ein Thema, das eigentlich dem MA zugerechnet werden müsste, untersucht Filippo Forlani (S. 161–184) im ersten Teil, nämlich die Behandlung der Sklaverei auf den Konzilien der westgotischen Epoche der Iberischen Halbinsel. Denn die meisten der 14 (von insgesamt 36) Konzilien, die sich in 36 Kanones mit diesem Thema befassten, fanden im 6. und 7. Jh. statt. Es geht dabei um Kirchensklaven, Freigelassene, manumissio und Ordination zum Priester, weiterhin um die Beziehungen zur jüdischen Bevölkerung, um Schutz und Bestrafung. Thomas Woelki (S. 207–222) befasst sich nicht nur mit dem Kinderschutz und der oppressio puerorum in ma. Synodalstatuten (ab dem 13. Jh.), sondern untersucht für sein Thema, „die fürsorgliche Kirche“, mit guter Kenntnis der Quellen und der Literatur auch die Karolingerzeit. Nicolás Álvarez de las Asturias (S. 223–239) behandelt die Erweiterung der Beschlüsse von Nicaea in den Pseudoisidorischen Dekretalen und weist darauf hin, dass es in den gefälschten nicaenischen Beschlüssen vor allem um die Bedeutung des Papstes und um das neue kanonische Prozessrecht ging. Lukasz Żak (S. 241–256) beschäftigt sich mit einer vergessenen Synode aus der Zeit um 1080, die wahrscheinlich in San Genesio di San Miniato unter der Leitung des Kardinals Petrus Igneus zusammentrat. Peter Bruns (S. 257–272) geht auf eine Synode ein, die zwischen 1084 und 1094 in Byzanz zusammentrat, um sich mit der Häresie eines kalabresischen Mönchs namens Nilus zu befassen, der eine monophysitische Christologie vertrat. Über diese Synode sind wir durch die Alexias (10,1,1–5) der Anna Komnene (1083–1153) informiert; von den Akten sind nur die Bannflüche erhalten, die hier erstmals in deutscher Übersetzung wiedergegeben werden (S. 269f.). Petar Vrankić (S. 273–301) widmet sich einer Legatensynode in Bosnien aus dem Jahr 1203, wobei er auf die Ursprünge des Bistums Bosnien und auf die Häresie eingeht, die die Synode bekämpfen wollte, ehe er ihre Vorbereitung und ihren Verlauf sowie ihre Beschlüsse und die nicht erfolgte Umsetzung behandelt. Als einziges Dokument ist eine Promissio et abrenuntiatio erhalten, die am Schluss des Beitrags gedruckt ist. Federica Germana Giordani (S. 305–329) ediert kritisch zwei bisher ungedruckte litterae clausae zum Konzil von Perpignan von Papst Benedikt XIII. (1394–1418) aus dem Bullarium dieses Papstes (S. 324–329). Sebastián Provvidente (S. 331–348) befasst sich mit dem Dominikaner Johannes Falkenberg, der 1416/17 auf dem Konzil von Konstanz zugunsten des Deutschen Ordens gegen den König von Polen auftrat. In diesem Beitrag wird die komplizierte Beschlussfassung in den einzelnen Konzilsnationen schön dargestellt. Alberto Cadili (S. 349–361) befasst sich mit der Sitzordnung auf dem Basler Konzil nach der Chronik des Johannes von Segovia, ausgehend von zwei Aufsätzen Hermann Heimpels und Johannes Helmraths. Peter Segl (S. 363–383) beschäftigt sich mit dem Konflikt des Scheyrer Abts Konrad VI. Weickmann (1427–1436) mit seinem Konvent, der mit Hilfe der Münchener Herzöge Ernst und Wilhelm von einer Gruppe rebellierender Mönche vor das Basler Konzil gebracht wurde. Thomas Prügl (S. 385–408) analysiert die Hs. Vatikan, Bibl. Apostolica Vaticana, Chigi E.VII.208, und vor allem den dort enthaltenen Traktat des Andreas Dias de Escobar (ca. 1357–1448) zur Autorität der Konzilien. Thomas M. Izbicki (S. 409–420) stellt heraus, dass im Inquisitionshandbuch des Nicolaus Eymericus (1316/19–1399), das Francisco Peña (1540–1612) erstmals herausgegeben und kommentiert hat, die Auffassungen der lateinischen Kirche über das Filioque und die Eucharistie nach dem 4. Lateranum (1215), dem 2. Lugdunense (1274) und dem Florentinum (1439) sowie der Lehre des Thomas von Aquin dargestellt werden. Eine Hoffnung auf eine Einigung mit der griechischen Kirche hatten die Lateiner auf lange Zeit aufgegeben. Evangelos Chrysos (S. 421–440) befasst sich mit der Verurteilung des Unionskonzils von Ferrara-Florenz durch eine Synode, die 1484 in Konstantinopel zusammentrat. Die beiden wichtigsten Texte zu diesem Konzil, das Dekret zur Annullierung des Florentinums sowie das liturgische Ritual, nach dem die Latinophronen in die orthodoxe Kirche zurückkehren durften, werden im Anhang (S. 430–440) im griechischen Original und in deutscher Übersetzung abgedruckt.
W. H.