A Companion to the Abbey of Quedlinburg in the Middle Ages, ed. by Karen Blough (Brill’s Companions to European History 29) Leiden / Boston 2023, Brill, XX u. 477 S., Abb., ISBN 978-90-04-30557-1, EUR 243,96. – Das Damenstift Quedlinburg wurde zwar erst 936 gegründet, aber der Ort wurde bereits 922 erstmals urkundlich erwähnt (D H I. 3). Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass zum 1100-jährigen Jubiläum neben zwei deutschsprachigen Sammelbänden (siehe die folgende Rez.) auch erstmals ein englischsprachiger publiziert wurde, betreut von B. (Rutgers Univ.), die mit dem europäischen MA bestens vertraut ist. Von den zwölf Beiträgen wurden fünf ursprünglich auf Deutsch verfasst (T. Gärtner, G. U. Großmann, C. Popp, M. Mehl, C. Bley) und dann übersetzt. Genau in solchen Wissenstransfers liegt der große Wert des Bandes, denn bisher sind englischsprachige Publikationen zu Quedlinburg insgesamt eher selten. Während einige Beiträge jüngere oder ältere Ergebnisse der archäologischen und bauhistorischen Forschung zusammengefasst präsentieren (Tobias Gärtner, S. 47–89; G. Ulrich Grossmann, S. 90–121), bieten andere ganz neue Forschungsergebnisse anhand von Archivmaterial des 10.–12. Jh. (Helene Scheck, S. 112–180; Karen Blough, S. 181–222; Shirin Fozi, S. 235–278; Eliza Garrison / Evan A. Gatti, S. 308–363). Die Beiträge wählen höchst unterschiedliche Zugriffe auf die Geschichte des Stifts. Nach einer Übersicht (Katharina Ulrike Mersch, S. 15–46) geht es um die archäologischen Befunde (T. Gärtner), die Baugeschichte (G. U. Großmann), Fragen der Memoria (Christian Popp, S. 122–141), die überlieferten Psalter und Psalmen (H. Scheck), die Grabmonumente (K. Blough), numismatische Fragen (Manfred Mehl, S. 223–234), die romanischen Bildfriese (S. Fozi), die Fragemente von Knüpfteppichen (Clemens Bley, S. 279–307), die Reliquienschreine (E. Garrison / E. A. Gatti), die Reliquien im 13. Jh. (Adam Stead, S. 364–402) und die Baugeschichte während des Nationalsozialismus (Annie Krieg, S. 403–432). Neben der Zugänglichmachung eines Großteils der Ergebnisse der deutschen Forschung der letzten Jahrzehnte bietet der Band mit seinen 144 farbigen Abbildungen (von denen viele auf Elmar Egner vom Domschatz Quedlinburg zurückgehen) eine kompakte Präsentation der Quedlinburger Befunde. Der Anhang besteht aus Listen der Äbtissinnen (vor 1601), der Könige und Kaiser (vor 1250) sowie der Bischöfe von Halberstadt (vor 1295), einem 35seitigen Literaturverzeichnis und wird von einem Namenregister abgeschlossen. Gerade die kompakte Publikation der oft verstreut veröffentlichen Quedlinburger Befunde auf Englisch vermittelt einem internationalen Publikum abseits der Sprachgrenzen wichtige Ergebnisse der Forschung zum kontinentaleuropäischen MA im 10.–12. Jh. Dem Band ist eine hohe Verbreitung sicher, und er wird die internationale Forschung gewinnbringend um Aspekte der Quedlinburger Geschichte bereichern.
Thomas Wozniak