Giulia Zornetta, Benevento and Salerno. The Rise and Fall of Capital Cities in Lombard Southern Italy between the 8th and 10th Centuries, in: QFIAB 103 (2023) S. 97–120, analysiert auf der Basis textueller und archäologischer Quellen die Stellung von Benevent und Salerno als Hauptstädte der Langobardia minor zwischen dem späten 8. und dem frühen 10. Jh. Ausgangspunkt der Studie ist die fränkische Eroberung des regnum Langobardorum im Jahr 774, auf die Herzog Arechis von Benevent (758–787) mit der Selbstproklamation zum Princeps gentis Langobardorum und somit zu einer Betonung der langobardischen Identität und Selbstständigkeit reagierte. Arechis’ Gründung von Salerno als zweiter Hauptstadt seines Fürstentums sei vor allem vor dem Hintergrund seiner gesteigerten Ansprüche zu verstehen. Nachdem sich Arechis’ Nachfolger Sico und Sichard wieder stärker um die Förderung Benevents kümmerten, führte der Beneventaner Bürgerkrieg von 839–849 zu einer erneuten Inanspruchnahme Salernos durch die Gegner Radelchis’, die sich somit endgültig als caput eines selbstständigen Fürstentums etablieren konnten. Trotz der politischen Zersplitterung behielt Benevent auch in der zweiten Hälfte des 9. Jh. und selbst nach dem Aufstieg Capuas zum neuen Zentralort eine große Bedeutung, die unter anderem in den häufigen Besuchen der Fürsten zum Ausdruck kam.
Étienne Doublier