José Ángel Sesma Muñoz, Oro blanco. La lana de Aragón en el Mediterráneo medieval (siglos XIII–XV) (Ciencias Sociales 174) Zaragoza 2023, Prensas de la Univ. de Zaragoza, 338 S., ISBN 978-84-1340-663-3, EUR 26. – Es gibt Publikationen, die das Ergebnis lebenslanger Forschungstätigkeit sind. Dieser Band ist eine davon. S. M., emeritierter Prof. für ma. Geschichte an der Univ. Zaragoza, hat sich Zeit seines Lebens mit der Erforschung der Wirtschaft des Königreichs Aragón unter der Krone von Aragonien beschäftigt. Das beinhaltete regionale, aber auch überregionale und internationale Aspekte, wie etwa die wirtschaftlichen Beziehungen zu Katalonien und Valencia sowie zu den Städten des westlichen Mittelmeerraums. Besondere Bedeutung kam der Untersuchung der Schafzucht und ihres Hauptprodukts, der Wolle, zu, die in den großen Zentren der Textilproduktion des Mittelmeers, insbesondere in Mittel- und Norditalien, ausgesprochen begehrt war. Zum ersten Mal damit in Berührung kam S. M. im Rahmen der „Settimana di Studi del Istituto Datini“, der ersten Konferenz des Internationalen Instituts für Wirtschaftsgeschichte im Jahr 1969 zum Thema „La lana come materia prima“ (Wolle als Rohstoff). Aus diesem Grund ist der Band Federigo Melis, dem Gründer des Instituts, gewidmet. Eröffnet wird er von María Viu Fandos (S. 9–27) mit einer ausführlichen Einleitung zur Methodologie und Einführung in das Thema. Es folgt die eigentliche Einleitung zu den Quellenbeständen, darunter Zollbücher und anderes Verwaltungsschriftgut. Der Hauptteil ist in fünf Kapitel gegliedert. Die ersten beiden konzentrieren sich auf den Untersuchungsraum um Teruel, ein im Süden des Königreichs gelegenes Gebiet, und die dortigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen, die das Aufkommen des kommerziellen Wollhandels ab dem 13. Jh. begünstigten. Die darauffolgenden zwei Kapitel bilden den Kern der Studie. Sie nehmen Entwicklung und Auswirkung der Viehwirtschaft in den Blick, ebenso wie die Strategien, die angewandt wurden, um die Wolle zu vermarkten, ihre politische Instrumentalisierung und die Reaktion der Italiener auf die massenhaft exportierte Wolle aus San Mateo. Dem qualitativen Ansatz bei der Auswahl der für die Analyse notwendigen Textpassagen steht ein wegen der heterogenen Quellenlage und der Vielzahl an Daten höchst komplexer quantitativer Ansatz gegenüber. Er wird im Rahmen der Auswertung der am Wollhandel beteiligten Tiere und Personen und ihrer ökonomischen Erträge angewandt. Das betrifft die Größe von Herden, ihre geographische Verteilung, aber auch den erwirtschafteten Gewinn, die daraus generierten Steuereinnahmen sowie die am Handel beteiligten Spediteure und Kaufleute. Das letzte Kapitel schließt mit dem Fokus auf den veränderten Bedingungen in Italien und dem dadurch seit dem 15. Jh. stetig voranschreitenden Niedergang der aragonesischen Wollproduktion. Mit außerordentlicher Fachkenntnis bereitet der Vf. die Daten auf und schafft einen umfassenden Überblick: Durch die Wolle, das, wie es im Titel heißt, „weiße Gold“ des Königreichs Aragonien, entstand im Spät-MA ein ständiger Austausch zwischen lokalen und regionalen Lebenswelten, die letztlich in internationalen wirtschaftlichen Beziehungen mündeten. Kurzum, es handelt sich um eine beispielhafte, über das Untersuchungsgebiet weit hinaus reichende Studie, die für jeden, der sich für das Thema interessiert, zu einem unverzichtbaren Klassiker werden dürfte.
Raúl González Arévalo (Übers. A. N.)