1100 Jahre Quedlinburg. Einblicke in das Leben auf einer Königspfalz, hg. von Stephan Freund / Simon Groth / Christoph Mielzarek (Palatium 9) Regensburg 2023, Schnell & Steiner, 224 S., Abb., ISBN 978-3-7954-3881-4, EUR 49,95. – Der Band stammt aus dem neunten Workshop des mittlerweile gut bekannten Pfalzenarbeitskreises Sachsen-Anhalt, der anlässlich der Tausendjahrfeier der Ersterwähnung der Pfalz Quedlinburg (22. April 922) auf dem Burgberg stattfand. Hauptthema ist folglich die Quedlinburger Pfalz, aber auch weitere Pfalzen in Sachsen-Anhalt werden in die Betrachtung einbezogen. In einem einleitenden Beitrag umreißt der Hg. F., Quedlinburg, 22. April 922 und die Folgen (S. 9–40), die Ereignisse des Jahres 922 und ihren Nachhall bis in die Neuzeit, inklusive der Gründung des einflussreichen Frauenstifts auf dem Burgberg. – Anschließend betrachtet Katharina Ulrike Mersch, Pfalz und Stift Quedlinburg in Konflikten des 10. bis 12. Jahrhunderts (S. 41–63), die Rolle des Stifts in schwierigen Situationen, während sich Christoph Mielzarek, Feiern in Quedlinburg – das Fest als Herrschaftsritual (S. 65–93), der Bedeutung von wichtigen Kirchenfesten widmet. – Im längsten Beitrag des Bandes nähert sich Christian Warnke, Die ehrbaren Fälscherinnen vom Stiftsberg (I). Bemerkungen zu den ottonischen Urkunden für das Stift Quedlinburg im 10. Jahrhundert (S. 95–136), der urkundlichen Überlieferung des Stifts und kommt zu dem grundstürzenden Ergebnis, dass viele bisher als echt geltende Urkunden geschickte Fälschungen der hochma. Stiftsdamen seien. – Darauf geht Matthias Hardt, ex omni conlaboratu eiusdem curtis (D O I, 1): Hinterland und Versorgung mittelalterlicher Pfalzen und Königshöfe (S. 137–147), knapp dieser wirtschaftlichen Thematik nach. – Tobias Gärtner, Die Entwicklung Quedlinburgs vom 10. bis zum 13. Jahrhundert aus archäologischer Perspektive (S. 149–160), liefert einen kurzen Überblick zum Thema. – Markus C. Blaich, Vom Bauen einer Pfalz – Überlegungen zu Planung und Ausführung am Beispiel von Gebesee, Pöhlde und Werla (S. 161–178), behandelt das Bauwesen im 10. und 11. Jh. – Die letzten zwei Beiträge sind benachbarten Pfalzen gewidmet: der kürzlich (teilweise) ausgegrabenen Pfalz Helfta (Felix Biermann / Gerrit Deutschländer / Normen Posselt, Königspfalz Helfta – ein Überblick zu den Forschungen 2021/22, S. 179–195) und der Nachpfalzzeit in Tilleda (Michael Dapper, Was folgte? Die sogenannte Nachpfalzzeit in Tilleda, S. 197–217). Insgesamt bietet der Band eine willkommene Ergänzung unseres Wissens über die bedeutende Quedlinburger Pfalz und das damit eng verbundene Frauenstift. Mit großer Vorsicht sind allerdings die Ergebnisse der Untersuchung von Warnke – die nur Teil I von II sein soll! – zu behandeln, die, wie seine früheren diplomatischen Arbeiten, weitgehend auf unhaltbaren Prämissen beruhen (vgl. künftig Levi Roach, D O I. 1 – Eine Fälschung der frühen Salierzeit?, in: AfD 70, 2024, im Druck). Die Entstehung eines neuen „Ateliers für kreative Diplomatik“ (Th. Vogtherr) droht! – Ansonsten schmälert nur das fehlerhafte Abbildungsverzeichnis (S. 219f.) das Lesevergnügen: Abb. 1 des Beitrags von Freund stammt offensichtlich nicht aus dem Marburger Lichtbildarchiv (es handelt sich um eine farbige Aufnahme!), während Abb. 10 direkt aus einem Band der Kaiserurkunden in Abbildungen reproduziert ist, wie man sofort an der kleinen Bruchlinie erkennen kann (die irrige Signatur im Abbildungsverzeichnis, „LAV NRW W, W 701/Urkundenselekt Nr. KU 31“ verweist auf das Original des schon als Abb. 1 reproduzierten D H I. 3!).
Levi Roach