Networking in Late Medieval Central Europe. Friends, Families, Foes, ed. by Beata Możejko / Anna Paulina Orłowska / Leslie Carr-Riegel (Studies in Medieval History and Culture) London / New York 2023, Routledge, XVIII u. 214 S., Abb., ISBN 978-1-032-24421-1, GBP 39,99. – Die Sammlung enthält eine Auswahl von zwölf Studien aus zahlreichen Referaten, die auf einer Online-Konferenz vorgestellt wurden, die 2021 in Danzig vom Medieval Central Europe Research Network (MECERN) bei der Budapester Central European Univ. organisiert wurde. Sie sollen Beispiele verschiedener Zusammenhänge innerhalb der Länder Mittel- und Osteuropas und über diese Region hinaus aufzeigen. Anna Horeczy (S. 10–24) stellt polnische Studenten in Bologna vor. Die nächsten Beiträge sind stadtgeschichtlicher Natur: Leslie Carr-Riegel (S. 25–37) schreibt über Pietro Bicherano, einen in Polen tätigen venezianischen Kaufmann, Anna Paulina Orłowska (S. 38–50) über die Karriere des Danziger Kaufmanns Johann Pyre, Zrinka Nikolić Jakus / Marija Karbić (S. 51–63) über die Bedeutung von Eheschließungen beim Aufbau von Machtstrukturen in dalmatinischen Städten, Agnieszka Bartoszewicz (S. 64–76) über interkulturelle Beziehungen (Polen, Deutsche, Juden) in der Warschauer Altstadt. Die folgenden Texte betreffen diplomatische Beziehungen: Přemysl Bar (S. 77–91) befasst sich mit der Stellung Sigismunds von Luxemburg zum Streit zwischen Polen und dem Deutschen Orden, und Aleksandra Stanek (S. 92–106) erklärt die Präsenz des Wappens Ludwigs II. Jagiello in der Kathedrale von Barcelona mit der Teilnahme seiner Gesandten an der Versammlung des Ordens vom Goldenen Vlies im Jahr 1519. Hierauf geht es um Fragen der Kunstgeschichte. Anu Mänd (S. 107–124) schreibt über Kunst im Auftrag der livländischen Bischöfe, Beata Purc-Stępniak (S. 125–151) über Memlings Jüngstes Gericht in Danzig und die vielfältigen Bezüge dieses Werks, Andrzej Woziński (S. 152–179) über den Austausch zwischen Danzig und Königsberg im Bereich der bildenden Künste, Tomasz Torbus (S. 179–197) über nahöstliche Wurzeln der Verteidigungsarchitektur in Preußen und Sabina Madgearu (S. 198–207) über Darstellungen von Burgen in der französischen Miniaturmalerei des 15. Jh., die ein Beispiel für ein „Netzwerk des Glaubens“ sein sollen. Die Auswahl der versammelten Themen wirkt zufällig; es fehlt ein klarer gemeinsamer Nenner (der auch in der Einleitung nur sehr allgemein definiert wird), und der Begriff „networks“ ist so weit gefasst, dass er im Prinzip auf jedes Phänomen angewendet werden kann. Alles in allem handelt es sich eher um eine Sammlung einzelner (wenn auch interessanter) Studien als um Beiträge zu einem klar definierten Problem. Viele Vf. fassen eigene, schon früher veröffentlichte Forschungsergebnisse zusammen. Der Band hat eine große geographische Reichweite, daher ist es schade, dass es keine einheitliche Schreibweise der Ortsnamen gibt (wir haben Gdańsk, Gdansk, Danzig oder Kraków, Krakow, Cracow). Auch das Register erleichtert die Orientierung nicht, weil es kurz ist (S. 209–214), sehr selektiv (unter Poland findet sich nur ein einziger Hinweis auf die Einleitung) und schlecht durchdacht (es gibt „University of Bologna“, aber „Padua, university“ usw.).
Tomasz Jurek