Miguel Ángel Ladero Quesada, Persona y mundo en la Edad Media. Algunos fundamentos de la cultura europea, Madrid 2023, Dykinson, 638 S., Abb., ISBN 978-84-1170-621-6, EUR 26. – Der Mensch und seine Vorstellungswelt im MA: So müsste wohl die adäquate Interpretation des Titels lauten. Der Bogen der Themen, denen sich der Vf. widmet, ist weit gespannt. L. Q. beginnt unter der Kapitelüberschrift „Wissen oder Glauben“ mit den Stichworten „Verstand“ und „Erinnerung“, die als wichtige Stütze („razón“) bzw. als Voraussetzung („memoria“) zum Kern ma. Denkens überleiten: zum Glauben („fe religiosa“). Dieses grundsätzliche Kapitel umfasst einschließlich der Endnoten, die unmittelbar an jeden Abschnitt anschließen, nur 19 Seiten. Darin legt der Vf. in hoher Verdichtung die Kerngedanken dieser drei Grundbegriffe im Abendland und ihr Zusammenspiel im Verständnis der damaligen Zeit dar. Euklid, Cicero, Quintilian, Augustinus, Albertus Magnus, Thomas von Aquin und weitere finden in dieser knappen Zusammenfassung Erwähnung. Das verdeutlicht exemplarisch, dass der Vf. seinem Leser eine nicht geringe intellektuelle Anstrengung abfordert. Das kontrastiert mit seinem Ziel, einen nützlichen Text nicht nur für Studenten, sondern auch für allgemein an diesem Inhalt interessierte Leser zu schreiben unabhängig davon, ob sie Vorkenntnisse für die Lektüre mitbringen. Die zahlreichen lateinischen Begriffe und Zitate, die gedrängten Informationen und die sich daraus ergebende anspruchsvolle Sprache des Textes könnten dazu führen, dass sich vorwiegend fachkundige Leser der Mühe der Lektüre unterziehen, während sich Ungeübte und Unkundige eher schwertun dürften. Doch ist das Bild vom Menschen und seinen Ideen, das L. Q. vorlegt, der Mühen wert. Denn mit seinen Darlegungen zu Natur, Himmel und Erde, zur Schöpfung und den Geschöpfen, zu Jenseitsvorstellungen und „esoterischen“ Ideen (Dämonen, Hexen, Erscheinungen), zur Frage „Was ist der Mensch?“, zum Einzelnen und der Gesellschaft, zu Lastern, Tugenden, Leidenschaften und Gefühlen, zum Körper und zur Zeit richtet er den Fokus auf Aspekte des ma. Daseins, die in dieser Zusammenstellung und aus dieser besonderen Blickrichtung bisher kaum betrachtet wurden. In einem Abschlusskapitel schlägt er den Bogen zur heutigen Zeit und hebt einige Aspekte hervor, die ohne ma. Grundlagen nicht denkbar wären. Der ausdrückliche Wunsch und die Vorstellung des Vf. ist es natürlich, dass der Leser sein Buch als Ganzes von vorne bis hinten liest, weil nur so der leitende Gedanke, der sich durch das ganze Werk zieht, zur Gänze erfassbar sei (S. 24). Doch hebt er zugleich den Nutzen gewissermaßen als Nachschlagewerk hervor. Unterstrichen wird dieser Handbuchcharakter durch die Anordnung des Literaturverzeichnisses entsprechend den Themen seiner Gliederung.
Alexander Pierre Bronisch