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Johannes Seidl, Wiener Professoren des 15. Jahrhunderts. Eine Prosopographie der im 2. Band der Acta Facultatis Artium Universitatis Vindobonensis (1416–1447) wirkenden Artistenmagister. Ein Handbuch, unter Mitarbeit von Angelika Ende / Elisabeth Tuisl / Martin Georg Enne, Koblenz 2023, Cardamina Verlag, 436 S., Abb., ISBN 978-3-86424-607-4, EUR 49. – Die Fortsetzung der Edition der ma. Wiener Acta Facultatis Artium (AFA), die nach dem Erscheinen des ersten, von Paul Uiblein herausgegebenen Bandes 1968 zum Erliegen gekommen ist, stellt eines der größten Desiderate der universitätsgeschichtlichen Forschung in Österreich wie auch überhaupt in Europa dar. Der Vf., Schüler Uibleins und langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Archiv der Univ. Wien, legt nun ein prosopographisches Verzeichnis der im zweiten, vom Wintersemester 1416/17 bis zum Sommersemester 1447 reichenden Band der AFA (Cod. Ph 7 des Univ.-Archivs) erwähnten Magistri Artium vor. Die beigegebene Einleitung informiert detailliert über die – im europäischen Vergleich außergewöhnlich gut und dicht erhaltenen – Quellen zur ma. Geschichte der Universität Wien und deren bis dato vorliegende Editionen sowie über das wissenschaftliche Wirken und den im Univ.-Archiv aufbewahrten Nachlass des 2003 verstorbenen Uiblein. Dieser Nachlass, in dem sich zahlreiche Vorarbeiten zur geplanten Edition von AFA II finden, ist es nämlich, den der Vf. für die vorliegende Arbeit nutzbar machen konnte. Erfasst werden über 700 Magistri Artium, wobei die Einträge systematisch nach den Erwähnungen der betreffenden Person in der Wiener Rektoratsmatrikel, in den AFA, gegebenenfalls in den Akten oder Matrikeln anderer Fakultäten bzw. der Nationen der Wiener Universität sowie auch in „externen“, also nicht-universitären Quellen (Repertorium Germanicum; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien etc.) geordnet sind; ergänzt werden sie um die Belege zum betreffenden Magister im Nachlass Uibleins bzw. um einschlägige Literaturangaben. Durch die Heranziehung dieser nicht im eigentlichen Sinn universitären Quellen wie auch durch die Anführung jener (teils in ausführlichen Zitaten im Originaltext zitierten) Passagen aus den AFA, in denen der betreffende Magister nicht nur in Zusammenhang mit einem Amt, einer Prüfung oder einer Vorlesung, sondern etwa in Sachen diplomatischer Missionen oder administrativer Angelegenheiten wie Gebäudeverwaltung etc. genannt wird, ergibt sich ein erheblicher Mehrwert etwa gegenüber dem im Internet vom Univ.-Archiv zur Verfügung gestellten „Wiener Artistenregister“ (https://phaidra.univie.ac.at/detail/o:217). Dass andererseits bei einem solchen Konzept nie – und schon gar nicht bei Personen wie etwa Thomas Ebendorfer – Vollständigkeit zu erreichen ist, wird man dem Vf. nicht zur Last legen; es versteht sich ebenso von selbst wie die Tatsache, dass der Band natürlich kein Ersatz für eine kritische Ausgabe von AFA II sein kann, was der Vf. auch explizit betont (S. 37). Sehr wohl aber wird das Handbuch die (beim Rez. in Arbeit befindliche) Edition von AFA II und bis zu deren Erscheinen auch den prosopographischen Zugang der universitätsgeschichtlichen Forschung zu den betreffenden Personen deutlich erleichtern.

M. W.