Alberto Bellavia / Domenico Ciccarello / Vito Fortezza / Cristina Angela Iacono / Giovanna Iacono / Simona Inserra / Marco Palma, Incunaboli ad Agrigento I. Biblioteca Lucchesiana e Biblioteca del Seminario Arcivescovile (Incunaboli 7) Roma 2022, Viella, 266 S., Abb., ISBN 979-12-5469-188-5, EUR 40. – Die von P. initiierte und kuratierte, seit 2018 (vgl. DA 77, 185) erscheinende Reihe schreitet in beachtlichem Tempo voran. Im hier vorgelegten siebten Band werden in insgesamt 103 Nummern die Inkunabel-Bestände zweier Bibliotheken beschrieben: 73 davon betreffen den Bestand der Bibl. Lucchesiana, die auf den mit Ludovico Antonio Muratori in Kontakt stehenden Agrigenter Bischof Andrea Lucchesi Palli (1692–1768) zurückgeht, der 1765 seine private Büchersammlung in eine öffentliche, allgemein zugängliche Bibliothek umwandelte. Sie wurde in der Folgezeit sowohl durch private Schenkungen (u. a. eines Verwandten Lucchesis) als auch insbesondere durch die Sammlungen aufgelöster Ordenshäuser erweitert, erlebte aber vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jh. einen bedauerlichen Niedergang, der eine teilweise Zerstreuung der Bestände, vor allem wertvoller griechischer und arabischer Hss., zur Folge hatte und von Luigi Pirandello eindringlich geschildert wurde. Die übrigen 30 Nummern beschreiben Inkunabeln aus der Bibl. del Seminario Arcivescovile, die seit der Mitte des 17. Jh. bezeugt ist, aber wohl auf die Gründung des Priesterseminars 1577 durch Bischof Cesare Marullo zurückgehen dürfte. Über die hier knapp zusammengefasste Geschichte der beiden Sammlungen informieren im Einleitungsteil die Beiträge von Giovanna Iacono (Biblioteca Lucchesiana, S. 17–27) und Alberto Bellavia (Biblioteca del Seminario Arcivescovile, S. 28–33), anschließend behandelt Domenico Ciccarello (S. 35–47) die Provenienzen und Vorbesitzer der Inkunabeln. Der letztgenannte Aspekt stellt, wie es in der gesamten Reihe von Beginn an konsequent praktiziert wurde, auch den Schwerpunkt der Beschreibungen der einzelnen Exemplare dar. Diese umfassen nach einleitenden Literaturangaben zu jedem Band (darunter auch GW- und ISTC-Nr. etc.; von den Beständen der Bibl. del Seminario Arcivescovile war zum Zeitpunkt der Aufnahme nur ein Exemplar im ISTC erfasst, der somit auch substantiell erweitert werden konnte) zunächst die inhaltliche Beschreibung des jeweiligen Drucks (mit Erfassung aller enthaltenen Register etc.) sowie kodikologische Angaben zu den Lagen und zur Ausstattung; abschließend werden in minutiöser Weise sämtliche Benützerspuren und ältere Signaturen erfasst und der Einband und der konservatorische Zustand der Inkunabel beschrieben. Nicht zuletzt die ausgezeichnete Erschließung des Katalogs durch mehrere Register macht auch diesen Band zu einem wichtigen Beitrag zur Buch-, Bibliotheks- und allgemeinen Bildungs- und Kulturgeschichte des späten MA sowie der frühen Neuzeit. Es ist zu hoffen, dass die nächsten Bände nicht nur in ähnlich kurzen Abständen wie die bisherigen, sondern auch mit gleicher Akribie gearbeitet demnächst erscheinen werden.
M. W.