Linguaggi dell’imperialità nell’Italia del tardo medioevo, a cura di Pietro Silanos / Gian Maria Varanini, Reti Medievali Rivista 24,2 (2023) S. 5–47: Die Sektion „Interventi a tema“ widmet sich mit Beiträgen von vier Historikern sowie der Replik der Hg. der Rezension von Anne Huijbers (ed.), Emperors and Imperial Discourse in Italy, c. 1300–1500 (2022). Éloïse Adde / Michel Margue, L’empire à la fin du Moyen Âge: idées pour une déconstruction (S. 7–14), geben einen Überblick über den Sammelband, der auf einem Kolloquium am Koninklijk Nederlands Instituut Rome im November 2018 basiert. Dabei ging es neben der politischen Dimension des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs in Italien in nachstaufischer Zeit v.a. um die politische Idee des Kaisertums im Umfeld des italienischen Humanismus. Der Beitrag unterstreicht das Spannungsfeld zwischen Kaiseridee und städtischer Bewegung in Italien, betont aber besonders die Forschungsfelder der Verfassungsgeschichte und der Historiographie. Dabei wird angeregt, die Forschungen über Italien hinaus, z.B. auf das luxemburgische Böhmen, auszuweiten. – Étienne Doublier, Uno spettro si aggira per l’Italia. Limiti e prospettive dello studio della „presenza imperiale“ nell’Italia tardo medievale (S. 15–24), stellt terminologische Fragen in den Mittelpunkt, wie z.B. die Definition des Begriffspaars „Imperium – Res publica“, den Terminus „Diskurs“, der vielleicht besser mit „sozialem Wissen“ umschrieben wäre, oder den sinnvollen Ersatz des Begriffs der „Verfassungsgeschichte“ durch „Kulturgeschichte des Politischen“. Als zukunftsweisend betont er die Neubewertung zahlreicher (bekannter und weniger bekannter) zeitgenössischer Schriften. – Giovanni Francesco Contel, Shades of Empire in Late Medieval and Renaissance Reichsitalien. Questioning New Perspectives (S. 25–39), betont die wichtigen Ergebnisse im Hinblick auf die unterschiedliche „Herrschernähe“ in verschiedenen Großräumen Reichsitaliens. Er regt eine noch stärkere Hinwendung auf das Forschungsfeld der „politischen Kultur“ an (über die rein jurisdiktionellen Maßnahmen hinaus). – Anne Huijbers, Reply (S. 41–47), betont in ihrer Antwort das Hauptziel, die These von einem Niedergang des Imperiums im 14. Jh. (und darüber hinaus) zu entkräften. Dies kann über die Einbeziehung der zahlreichen Quellen aus dieser Zeit zu den kaiserlichen Aktivitäten in Italien, aber auch zur Idee des Kaisertums geschehen. Sie räumt ein, dass der Begriff „imperial discourses“ exakter zu definieren wäre. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Herausarbeitung von Netzwerken. Als künftige Forschungsziele verweist sie auf eine „Kulturgeschichte des Politischen“ mit Einbeziehung der Rituale einer Konsens-Bildung und auf eine Vertiefung der Studien zu einflussreichen Frauen der Zeit.
Thomas Hofmann