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Paul Arnold, Sächsische Münzgeschichte 1486–1611. Vom Ende der spätmittelalterlichen Groschenwährung bis zur Durchsetzung der neuzeitlichen Reichstalerwährung (Nomismata 12) Bonn 2022, Habelt Verlag, 202 S., 150 Abb., ISBN 978-3-7749-4366-7, EUR 56. – Zwei Voraussetzungen führten zu der herausragenden Stellung des sächsischen Geldes im Heiligen Römischen Reich der frühen Neuzeit: die reiche Silberausbeute des erzgebirgischen Bergbaus, insbesondere die 1470 bei Schneeberg entdeckten Silbervorkommen, und die Stellung Leipzigs als wichtigste Handels- und Messestadt Mitteldeutschlands. Die Einführung einer neuen sächsischen Großsilbermünze, Guldengroschen genannt, datiert vom 17. Mai 1500. Leitwährung im Reich war zunächst noch der Goldgulden der rheinischen Kurfürsten zu 20 (Silber-)Groschen. Sachsen übernahm die Innovation der dem Goldgulden wertgleichen Großsilbermünze (Guldengroschen) von dem 1486 in Hall in Tirol eingeführten Guldiner. Von entscheidender Bedeutung für die Durchsetzung der silbernen Guldengroschen im Zahlungsverkehr wurde 1520 die Kooperation Sachsens mit den Grafen von Schlick. Aus dem Silbervorkommen von St. Joachimstal, auch „Thal“ genannt, prägten sie ab 1520 mit Sachsen wertgleiche Guldengroschen zu 21 sächsischen Groschen. Schnell breiteten sich die so genannten „Thaler“ aus, und bereits 1521 prägte Kurbrandenburg Silber nach sächsischem Münzfuß. Wenig später erwähnte die Eßlinger Reichsmünzordnung vom 10. November 1524 bereits den Reichsgüldener zu 21 Groschen. Im Zuge des Mangels an kleiner Münze und der damit einhergehenden Verschlechterung des Kleingelds wurde der Guldengroschen 1542 in einem Vertrag unter Beteiligung von Landgraf Philipp von Hessen auf 24 Groschen festgelegt. Dieses Verhältnis fand 1571 Eingang in den Reichsmünzfuß und blieb im sächsischen Konventionsgeld bis 1838 beibehalten. Der Darstellung der landesherrlichen Münzgeschichte folgt im vorliegenden Werk die Einordnung der sächsischen Münzstätten in diesen Kontext. Einen frühen Münzbetrieb gab es in Leipzig und Zwickau. Die Ausprägung am Ort der Silbervorkommen erfolgte erst später, und zwar seit 1498 in Annaberg als wichtigster Münzstätte sowie in Buchholz, Freiberg und Schneeberg. Zwecks besserer Kontrolle schloss Kurfürst August diese Bergmünzstätten und konzentrierte ab 1556 die Prägung in der Residenz Dresden. Ausgehend von Sachsen war die Talerwährung das bestimmende Element in der neuzeitlichen Münzgeschichte Deutschlands. Sie endete erst 1871/73 mit Einführung der Markwährung. A., der Nestor der sächsischen Münzkunde, beschreibt die Grundlegung dieser Leitmünze in einem Werk, das auch durch seine höchst ansprechende Gestaltung und Bebilderung erfreut.

Frank Berger