DA-Rezensionen online

Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,2 (2024) *.

Sie bleibt nach Erscheinen der Printausgabe online verfügbar.

Studie o rukopisech 53/1–2 (2023): Aus dem MA: Kateřina Voleková, „Nie wszytko to prawda jest“ [„Es ist nicht alles wahr“. Die Leser des Neuen Testaments aus Tarnów, Polen] (S. 5–20), untersucht einen Codex mit einer alttschechischen Übersetzung des Neuen Testaments, die tschechischen Sprachwissenschaftlern noch wenig bekannt ist (Tarnów, Bibl. Wyższego Seminarium Duchownego, Ms. 01). Die Hs. mit dem vollständigen Text wurde um 1460 in Böhmen niedergeschrieben und gehört zur jüngeren Phase der zweiten Redaktion der alttschechischen Bibelübersetzung (mit geringen Spuren der dritten Redaktion). Sie war für die liturgische Praxis und das Bibelstudium bestimmt, wie die Liste der Messperikopen und die zahlreichen lateinischen, tschechischen und polnischen Anmerkungen zeigen. Wahrscheinlich gelangte die Hs. im zweiten Viertel des 16. Jh. mit einem polnischen Studenten der Universität Prag nach Polen. – Adéla Ebersonová, Rukopisná knihovna řeholních kanovníků sv. Augustina v Rokycanech [Die Handschriftenbibliothek der Chorherren des Heiligen Augustinus in Rokycany] (S. 86–309), schließt mit einem Inventar der ma. Hss. des Augustiner-Chorherrenstifts in Rokytzan/Rokycany (gegründet 1363 durch Erzbischof Ernst von Pardubitz, 1421 vorübergehend untergegangen, in den 1490er Jahren wiederbelebt, 1546 erloschen) die Inventarisierung der umfangreicheren Bibliotheken dieses Ordens im ma. Böhmen ab (Raudnitz/Roudnice nad Labem, Sadská, Wittingau/Třeboň, Borovany, Prag-Karlov, vgl. DA 72, 641–644; DA 79, 251f. und 687). Von den schätzungsweise 200–250 Codices sind 51 Hss. erhalten geblieben, die sich heute in der Bibl. des Prager Nationalmuseums (41), in der Mährischen Landesbibl. Brünn (9) und in der Yale University, Beinecke Rare Book and Manuscript Library, MS 554 (Bilderhs., Italien, Anfang 12. Jh.), befinden. Ihre Zuordnung zu den Augustinern von Rokytzan war anhand von Besitzvermerken, Originalsignaturen und Titelschildern möglich (Konkordanz von zeitgenössischen und ma. Signaturen S. 122–124). In der Bibliothek überwogen eindeutig lateinische Codices aus einfachem Papier böhmischer Provenienz aus dem 14. und 15. Jh. Inhaltlich dominierte die Homiletik (40 %), gefolgt von Werken der Kirchenväter, Schriften zum Leben der Ordensleute und Priester, exegetischen und philosophischen Werken, Hagiographie, meditativen und moraltheologischen Schriften. Ein umfassendes Inventar der Hss. (S. 126–309) nach den üblichen kodikologischen Regeln ist beigefügt, einschließlich eines Links zu einer digitalisierten Version des jeweiligen Codex unter www.manuscriptorium.com.

Jan Hrdina