Martin Nodl, Praha 15. století: Konfliktní společenství [Prag im 15. Jahrhundert: eine konfliktreiche Gemeinschaft], Praha 2023, Karolinum, 308 S., ISBN 978-80-246-5710-3, CZK 340. – Die Monographie stellt die Geschichte der Hauptstadt vom Ende des 14. bis zum Anfang des 16. Jh. als eine Geschichte anhaltender kommunaler Konflikte dar. Wie aus dem Quellenverzeichnis hervorgeht – das keine unveröffentlichten archivalischen Quellen enthält –, ist es nicht Ziel der Arbeit, Wissen aus neu entdeckten Quellen zu schöpfen, sondern bekannte Quellen unter neuen Fragestellungen zu (re)interpretieren. Das erste Kapitel ist den Kompetenzstreitigkeiten der beiden Prager Städte gewidmet (Rechtshoheit der Altstadt über die Neustadt, Einigungsversuche). Im zweiten Kapitel analysiert der Vf. die Funktion des Altstädter Rathauses als Ort von Machtkämpfen und der Ausübung der Landespolitik. Das dritte Kapitel ist der Verleihung des Burgrechts und der spezifischen inneren Organisation der Altstadtverwaltung gewidmet (Beziehungen zwischen dem Stadtrat und der Großgemeinde). Das vierte Kapitel behandelt die religiösen Konflikte im hussitischen Prag, wobei der Vf. den Begriff der (Proto-)Konfessionalisierung für die Prager Situation als angemessen ansieht. Im fünften Kapitel widmet sich N. den Auseinandersetzungen um das Brau- und Schankrecht, dem aktiven politischen Auftreten der Mälzerzunft und den Auseinandersetzungen zwischen Bürgertum und Adel um das Bierbraurecht. Das abschließende sechste Kapitel analysiert die Veränderungen bei der Besetzung des Stadtrats und die damit verbundenen Konflikte, die nach N. zu einer Formalisierung und Ritualisierung der Wahl der Ratsherren führten. Bei all diesen Texten handelt es sich um ältere, mehr oder weniger überarbeitete Artikel oder Tagungsbeiträge des Vf. Wie er im Fazit feststellt, war es sein Ziel, zu zeigen, dass die Geschichte Prags am Ende des MA und zu Beginn der frühen Neuzeit ohne das Verständnis der analysierten Konflikte nicht zu verstehen sei. Dagegen ist nichts einzuwenden – auch nicht im Hinblick auf die überlieferten Quellen, in denen es tatsächlich meist um Konflikte geht. Doch an vielen Stellen muss er einräumen, dass es auf seine Fragen keine Antwort gibt, weil es an geeigneten Quellen fehlt. Der Gesamteindruck der Arbeit, die nicht wie eine Monographie, sondern wie eine Sammlung von Einzelstudien zu mehr oder weniger verwandten Themen wirkt, ist daher etwas enttäuschend.
Ondřej Vodička