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Pavel Šlézar, Olomoucké knížectví Přemysla Otakara I. (1201–1212) [Das Olmützer Teilfürstentum des Přemysl Ottokar I. (1201–1212)], Olomouc 2023, Národní památkový ústav Olomouc, 166 S., Abb., englische Zusammenfassung S. 163–166, ISBN 978-80-87220-18-4, CZK 499. – Im Lauf der Modernisierung des 13. Jh. wandelten sich die přemyslidischen Erbbesitztümer zu einem Verband zweier Nationen, der Böhmen und der Mähren. Dabei spielten der böhmische König Přemysl Ottokar I. (1198–1230) und dessen Bruder, der mährische Markgraf Vladislav Heinrich (1197–1222), eine wichtige Rolle, deren Bedeutung in der tschechischen Geschichtsschreibung erst in jüngster Zeit erkannt wurde. Als in diesem Zusammenhang besonders interessant erscheint die direkte Aufsicht des böhmischen Königs über Olmütz, die offenbar bis 1212 andauerte. Die Lücke im Kenntnisstand hat nun eine Monographie zu füllen versucht, die, wenn man Einführung (S. 7f.) und Schluss (S. 137f.) außer acht lässt, in sechs Kapitel unterteilt ist. Das erste ist den allgemeinen, mehr oder weniger politischen Zusammenhängen der Anfänge von Přemysl Ottokars Regierungszeit und dem Zustand der Provinz Olmütz gewidmet (S. 9–30). Im zweiten stellt der Vf. die Frage, wie sich der Adel an der Formung der mährischen Provinz- und Landesstrukturen beteiligt hat (S. 31–56). Der größte Raum der Studie ist Olmütz selbst gewidmet, das in Mähren der bei weitem wichtigste Sitz war, in dem sich unter anderem auch die Residenzen der přemyslidischen Fürsten und mährischen Bischöfe befanden. Die Ausgangsbedingungen veranschaulicht Š. am Schicksal der alten Fürstenburg (S. 57–82) und der Residenz, die Přemysl Ottokar zu Beginn des 13. Jh. in Olmütz erbauen ließ (S. 83–105). Die schwierige Koexistenz von weltlichen und geistlichen Institutionen verdeutlicht er am Beispiel der Peterskirche, die bis zum Episkopat von Heinrich Zdík (1126–1150) Sitz des mährischen Bistums und danach eines Klosters war (S. 107–124). Im letzten Kapitel betrachtet der Vf. die Anfänge der Stadtgemeinde (S. 125–134). Obwohl im Titel die Jahre 1201 und 1212 als Grenzen des Untersuchungszeitraums angegeben werden, geht der Vf. über beide Grenzen bewusst hinaus. Wie aus dem Quellen- und Literaturverzeichnis (S. 141–157) hervorgeht, basieren die Darlegungen auf einer gründlichen Heuristik, auch kann lobend erwähnt werden, dass der Vf. die Aussagen der schriftlichen Quellen durch die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen kreativ ergänzt hat. Der Akzent auf der Interdisziplinarität macht das Werk, das auch durch qualitätvolle Abbildungen und Karten überzeugt, zu einem gewichtigen Vermittler historischen Wissens.

Martin Wihoda