Martin Musílek (ed.), Ceny – mzdy – peníze. Ekonomické myšlení ve středověkých a raně novověkých městech (Preise – Löhne – Geld. Ökonomisches Denken in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten), Praha 2023, Argo, 367 S., Abb., ISBN 978-80-257-4062-0, CZK 358. – Der Band knüpft an zwei Kolloquien an, die 2020 und 2021 am Zentrum für Mittelalterstudien in Prag stattfanden. Martin Musílek (S. 11–19) fasst in der Einleitung die bisherige tschechische Forschung zu Preisen und Löhnen kurz zusammen. Das erste Kapitel widmen Martin Musílek / Pavel Taibl (S. 21–76) dem Teynhof in der Prager Altstadt, der als Umschlagplatz für die Waren ausländischer Kaufleute das einzige bedeutende Zentrum des Außenhandels in Böhmen repräsentierte. Das Hauptaugenmerk liegt auf der ersten Hälfte des 14. Jh., zumal das älteste erhaltene Stadtbuch der Prager Altstadt es ermöglicht, die Zusammensetzung der Pächter des Ungelds aus den Reihen der Altstädter Bürger zu rekonstruieren. Die Höhe des Pachtzinses belief sich auf mehrere hundert Groschen pro Jahr, die Stadt nutzte den Pachtzins des Ungelds häufig zur Begleichung von Krediten für den städtischen Haushalt. Tomáš Klír (S. 77–111) vergleicht die Preisspannen in Eger, Nürnberg und ausgewählten böhmischen Städten im Zeitraum 1390–1440. Er analysiert die Preisordnungen für landwirtschaftliche Produkte und Waren und bestätigt einen leichten Anstieg der Preise im Untersuchungszeitraum. Zugleich zeigt er, dass auf den lokalen Märkten häufig Nominalpreise festgesetzt wurden, so dass sich ein Rückgang der Münzqualität nicht auf die Preise für Feldfrüchte und Alltagsgerätschaften auswirkte. Ondřej Vodička (S. 113–143) analysiert die wirtschaftlichen Strategien der katholischen Exulanten, die vor den Hussiten aus ihren Heimatstädten flohen. Er konzentriert sich auf den Erwerb von Immobilien, den Kauf von Ewigrenten, die Bemühungen, konfisziertes Eigentum zu behalten oder zurückzugeben, und zeigt einen interessanten Aspekt des Exils in Form von Transaktionen zwischen wohlhabenderen Exulanten und Konventen, die ihre Klöster ebenfalls verlassen hatten. Veronika Večeřová (S. 145–161) befasst sich mit den Handelsprivilegien von Pisek und den Streitigkeiten, die um deren Einhaltung geführt wurden. Wenngleich Pisek zu den wichtigen königlichen Gründungen des 13. Jh. gehörte, konnte es seine Position im folgenden Jahrhundert nicht verteidigen und geriet ins Abseits der überregionalen Handelswege, was der Stadt wirtschaftlich schadete. Kajetán Holeček (S. 163–184) konzentriert sich auf die sogenannten Judenbücher von Znaim und analysiert für die Jahre 1425/26 die Zusammensetzung der Gläubiger und Schuldner (vor allem aus den umliegenden Dörfern) sowie die Anzahl und die durchschnittliche Höhe der Darlehen. Unter den jüdischen Kreditgebern in Znaim dominierte eine einzelne Familie; der Umfang der von den übrigen jüdischen Kreditgebern gewährten Kredite fiel wesentlich geringer aus. Jan Boublík (S. 185–203) liefert eine übersichtliche Beschreibung der Münzpraxis in Böhmen vom Beginn der Prägung von Prager Groschen im 14. Jh. bis zur ersten Hälfte des 16. Jh. Die übrigen Beiträge gelten frühneuzeitlichen Themen. Der Band bietet keine synthetische Behandlung von Preisen und Löhnen in den Städten des Königreichs Böhmen im Spät-MA und der frühen Neuzeit. Die einzelnen Kapitel thematisieren aber die grundlegenden Problemfelder und versuchen in den meisten Fällen, zumindest in Form von Sondierungen in bisher vernachlässigten oder ungenutzten Quellen, neue Wege zu traditionellen Fragestellungen zu finden. Die Texte konzentrieren sich auf die wirtschaftliche Praxis, während das ökonomische Denken, das im Untertitel erwähnt wird, lediglich am Rand gestreift wird.
Tomáš Borovský