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Digitale Vorab-Veröffentlichung der Rezension aus DA 80,2 (2024) *.

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Pavel Brodský / Martina Šumová, Iluminované rukopisy v muzeích na území Čech [Illuminierte Handschriften in böhmischen Museen], Praha 2023, Masarykův ústav a Archiv AV ČR, 496 S., Abb., ISBN 978-80-88304-90-6, CZK 524. – Der Katalog ist der jüngste und leider endgültig letzte in einer Reihe von Werken des bewährten kunsthistorischen Duos, der Archivarin Š. und des Kunsthistorikers und Kodikologen B., der im März dieses Jahres unerwartet verstorben ist. Der Band bietet Katalogeinträge zu 181 illuminierten Hss. und Fragmenten in tschechischen Museen und Galerien. Im Einführungskapitel legen die Vf. ihre Intention und ihr methodisches Vorgehen dar, d.h. den breiteren Forschungskontext, den Schlüssel zur Auswahl der in den Katalog aufgenommenen Gegenstände und die Struktur der Katalogeinträge. Chronologisch setzen sie die Obergrenze im Jahr 1620. Angesichts des Erhaltungszustands der Quellen liegt der Schwerpunkt natürlich im 15. und 16. Jh., aber die ältesten Stücke stammen aus der Mitte des 13. Jh. Die Katalogeinträge sind alphabetisch nach Standorten geordnet. Die Vf. haben die Publikation daher auch mit einer kurzen, chronologisch geordneten Erläuterung der Entwicklung der Buchmalerei versehen. Anschließend verweisen sie auf einzelne Katalognummern, die die jeweilige Entwicklungsphase veranschaulichen können. Wie üblich wird der Katalog durch eine Reihe von Registern ergänzt: Neben den zweiseitigen Konkordanzen von Katalognummern und Signaturen gibt es Register der datierten Hss., geographische, Namen-, Sach- und Wappenregister, biblische und ikonographische Verzeichnisse. Ausländische Leser werden es zu schätzen wissen, dass einige Teile des Katalogs auch in englischer Übersetzung eingefügt sind. Dies betrifft die einleitende chronologische Interpretation sowie den biblischen und ikonographischen Index. Trotz des unbestrittenen Aufwands bei der Zusammenstellung des Katalogs und seines Beitrags nicht nur für die tschechische kunsthistorische und kodikologische Mediävistik müssen freilich auch einige Schwächen erwähnt werden. Unter den formalen Kritikpunkten scheint der schwerwiegendste die uneinheitliche Qualität der Fotografien einzelner Illuminationen. Es ist verständlich, dass die Bedingungen für die Aufnahme der Fotos von Institution zu Institution unterschiedlich waren. Doch findet man im Katalog, wenn auch selten, Fotos, die wirklich nahezu unbrauchbar sind. So ist zum Beispiel die Abbildung der allerersten Katalognummer (S. 46), wahrscheinlich durch eine ungünstige Positionierung der Lichtquelle hinter dem Fotografen, teilweise verschattet, und dasselbe gilt für Nr. 29 auf S. 88. Einige Bilder wurden anscheinend durch Herunterladen aus dem Internet in unzureichender Qualität aufgenommen, was für Nr. 88 auf S. 246 zutrifft. Bedauerlich ist auch, dass die Vf. trotz der engen Verknüpfung der Themen die in Drucken erhaltenen Illuminationen nicht berücksichtigt und auf die Identifizierung von Wasserzeichen verzichtet haben. Angesichts der zeitlichen Beschränkungen der Projektfinanzierung ist dies jedoch durchaus verständlich.

Ondřej Vodička